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Interviews

Kryptowährungen: Wo steht die Schweiz?

Die Moneyland-Redaktion interviewte den Fintech-Experten Rino Borini zum Thema Kryptowährungen und Blockchain in der Schweiz.

Rino Borini ist Gründungspartner der financialmedia AG, Zürich. Das Medienhaus ist Herausgeberin des Wirtschaftsmagazins PUNKT und des führenden Online-Infodiensts 10x10.ch für Exchange Traded Funds. Borini ist Mitinitiant der grössten Fintech- & Crypto-Event-Plattform der Schweiz, der Finance 2.0. Zudem verantwortet er als externer Studiengangsleiter den CAS Digital Finance an der HWZ Zürich.

Moneyland-Redaktion: Herr Borini, Sie organisieren die nächste Konferenz Finance 2.0 zum Thema «Cryptofinance». Was ist mit dem Begriff gemeint?

Rino Borini: Cryptofinance ist eine neue Wortschöpfung, die viele nicht verstehen. Vereinfacht geht es um zwei Aspekte: digitale Währungen wie beispielsweise Bitcoin und die dahinterstehende Technologie Blockchain. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe.

Im grossen Ganzen geht es vereinfacht darum, das Finanzsystem zu revolutionieren, es sicherer, fairer, schneller und letztlich günstiger zu machen. Cryptofinance bezeichnet das Bitcoin-Ökosystem, denn dieses ist der Ursprung.

Um das Thema Bitcoin ist es merklich ruhiger geworden. War alles nur ein Hype?

Ich finde nicht, dass es ruhiger geworden ist. Zugegeben, das Thema ist in der breiten Bevölkerung nicht angekommen und vermutlich auch bei vielen Mitarbeitern der Finanzindustrie nicht. Vielleicht sind es die fehlenden Skandale, die das Thema für die Medien uninteressant machen.

Doch gerade in der jüngsten Vergangenheit ist einiges passiert. So hat der grosse Zahlungsdienstleister Western Union ein Produkt geschaffen, mit dem sie insbesondere die Bitcoin-Welt konkurrieren wollen. Die Bank Vontobel lancierte kürzlich ein Zertifikat, mit dem Privatanleger auf die Entwicklung des Bitcoin-Kurses setzen können – leider nicht ohne faden Nachgeschmack. Aber ganz generell würde ich das Thema digitale Währungen nicht unterschätzen.

Was meinen Sie mit «fadem Nachgeschmack»?

Fast alle Banken erklären Blockchain als strategisch wichtige Technologie, doch sie meiden den Kontakt zu deren Basis, den Kryptowährungen.

Für Firmen, die im Bereich Bitcoin arbeiten, ist es auch heute noch nahezu unmöglich, bei einer Schweizer Bank ein Konto zu eröffnen. Dies, weil Betrugsversuche rund um Kryptowährungen immer wieder für Ärger sorgten. Sind wir doch ehrlich: Betrugsversuche finden auch auf den sogenannten «offiziellen» Bankkonten statt.

Wie werden Kryptowährungen die Zukunft verändern?

Klar ist vor allem, dass die Technologie vieles verändern wird. Ob Kryptowährungen aber das Potenzial haben, das bisherige Geldsystem umzukrempeln, ist schwierig zu beantworten. Erkennbare Veränderungen gibt es in der Stadt Zug, wo Dienstleistungen der Einwohnerkontrolle seit ein paar Wochen mit Bitcoin bezahlt werden können. Das ist doch schon eine gewaltige Entwicklung!

Man sollte Bitcoin & Co. nicht als Spass- oder Freakwährung abstrafen, schon gar nicht als Währung der Gauner, sondern die Entwicklungen ernst nehmen und genau verfolgen.

Wir werden sehen, wie unser Geldsystem in ein, zwei Jahrzehnten aussehen wird. Dass unser Finanzsystem nicht mehr gesund ist, ist allen klar, da muss man kein Ökonom sein: extrem hohe Staatsverschuldungen, Notenbanken, die zu Druckereien mutieren, Minuszinsen, Währungskriege, Vertrauensverlust. Und die Aufzählung ist noch nicht vollständig.

Blockchain ist seit einiger Zeit das meist diskutierte Thema im Bereich Fintech. Weshalb eigentlich?

Weil das Potenzial von Blockchain, die Welt nachhaltig zu verändern, riesig ist. Blockchain an sich ist zwar eine komplexe Technologie, doch sie sorgt dafür, Dinge einfacher zu machen. Und das nicht nur in der Finanzbranche: Blockchain kann überall dort zum Einsatz kommen, wo Güter, Lizenzen oder sonstige Werte den Eigentümer wechseln. Oder wenn es um die nachvollziehbare Sicherstellung digitaler Verträge geht. Bereits in wenigen Jahren werden wir im Internet vermehrt von digitalen Identitäten sprechen – die Lösung dahinter kann Blockchain sein.

Gibt es einen konkreten Nutzen von Blockchain?

Letztlich profitiert das ganze Wirtschaftssystem von der sichereren, schnelleren und günstigeren Abwicklung von Transaktionen. Denn wenn die Transaktionskosten reduziert werden können, vermehrfacht sich die Wirtschaftsleistung eines Landes. Die spanische Grossbank Santander hat vor kurzem in einer Studie dargelegt, dass Banken mit der Blockchain-Technologie 20 Milliarden Franken pro Jahr einsparen könnten. Das würde doch einige Probleme der Banken lösen, oder?

Welche Ergebnisse erwarten Sie in den kommenden Jahren?

Es wird derzeit viel geforscht. Es entstehen verschiedene Anwendungsfälle, zum Beispiel für Loyalitätsprogramme oder im Kunstbereich. Die UBS hat in ihrem Innovationslabor in London im Bereich von Anleihen eine spannende Lösung geschaffen. Wir stehen erst am Anfang dieser Entwicklungen. In ein paar Jahren werden wir auf einer Blockchain arbeiten – und es nicht einmal merken. Heute hat ja auch fast niemand eine Ahnung, auf welcher Technologie unsere E-Mails aufgebaut sind.

Welches sind die spannendsten Startups zurzeit im Bereich Krypowährung?

Es gibt einige, die an entsprechenden Geschäftsmodellen arbeiten. Wer Erfolg haben wird, zeigt sich in den nächsten Jahren. Derzeit herrscht Goldgräberstimmung. Wie immer in solchen Phasen wird sich die Substanz früher oder später vom Hype trennen. Erste vielversprechende Erfolge mit ihren Lösungen erzielten zum Beispiel Bitcoin Suisse, Monetas oder Xapo.

Wie steht die Schweiz in Sachen Crypotfinance und Blockchain da?

Wir könnten die Nase vorne haben. In Zug ist das Crypto Valley entstanden, und die umliegenden Kantone und die ganze Schweiz profitieren. Doch häufig stehen wir uns selber im Weg. Es gilt, entsprechende Initiativen konkret zu fördern.

Wie stellen Sie sich das vor?

Wir müssen eine proaktive Politik haben, die Innovation nicht überregulieren will. In Bern bewilligt man ein 400-Millionen-Geschenk für Bauern, anstatt sich dem digitalen Finanzplatz Schweiz zu widmen. Aber mit Finanzthemen gewinnt man halt keine Wählerstimmen.

Wir brauchen Regeln, das ist wichtig. Aber solche, die auf das 21. Jahrhundert und eine Branche, die von jungen und dynamischen Unternehmen geprägt wird, angepasst sind. Da steht das Bankengesetz aus dem Jahre 1935 quer in der Landschaft.

Aber auch die Kryptoszene ist gefordert, sich auszutauschen und koordiniert den Druck zu erhöhen. Vieles ist neu und braucht Erklärung, da muss die Szene unterstützend wirken. Einige tun das bereits fleissig, doch sollten alle Protagonisten an einem Strang ziehen. Aber nicht erst in ein bis zwei Jahren, sondern jetzt! Digitalisierung verlangt exponentielles Denken und dementsprechend schnelles Handeln.

Redaktion von moneyland.ch, 25. Juli 2016

Die nächste Finance-2.0-Konferenz zum Thema «Cryptofinance» findet am 13. September 2016 in Zürich statt. Weitere Informationen zum Event finden Sie hier.

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