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Interviews

True Wealth: «Online-Vermögensverwaltung steht vor dem Durchbruch»

Die Moneyland-Redaktion befragte Gründer und CEO Felix Niederer zum Konzept von True Wealth und der Zukunft der Online-Vermögensverwaltung in der Schweiz.

Das Finanz-Startup True Wealth ist 2013 als Aktiengesellschaft mit Sitz in Zürich gegründet worden. Der an der ETH diplomierte Physiker Felix Niederer (links im Bild) war vor der Gründung von True Wealth bei einer Schweizer Rückversicherung und einer Bank im Portfolio-Management und in der Risikomodellierung tätig. Oliver Herren (rechts im Bild) hat sich als Mitgründer des Schweizer Online-Shops Digitec einen Namen gemacht.

Moneyland-Redaktion: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, True Wealth zu gründen?

Felix Niederer: Die Idee lag eigentlich in der Luft. Alle Branchen – von Musik, Elektronik, Jobsuche bis hin zum Alltags-Shopping von Kleidern oder sogar von Lebensmitteln – wurden durch das Internet bereits fundamental verändert. Nur die Vermögensverwaltung noch nicht.

Eigentlich hätte die Vermögensverwaltung schon viel früher digitalisiert werden müssen. Denn der Kunde profitiert auf lange Sicht enorm von den Kosteneinsparungen einer Online-Anlagelösung. Das schlägt sich am Schluss in einer besseren Performance nieder. Aktive – sprich teure – Anlageprodukte zeigen im Schnitt eine schlechtere Rendite als passive und günstige Anlageinstrumente.

Nach dem Teilverkauf seines Anteils an Digitec an die Migros wollte Oliver Herren substantielle Mittel anlegen, fand jedoch kein für ihn attraktives Angebot. Die Angebote der Banken waren intransparent und teuer, und von einem zeitgemässen Online-Reporting fehlte jede Spur. Da wussten wir, dass unser Angebot sicher Erfolg haben würde.

Die Vermögensverwaltung ist ein stark umkämpfter Markt. Was machen Sie mit True Wealth besser als andere Schweizer Vermögensverwalter und Banken?

Wir nehmen den Kunden ernst und schenken ihm reinen Wein ein. Wir haben uns einem Angebot verschrieben, das intuitiv, transparent und kosteneffizient ist. Zudem sind alle unsere internen Prozesse von Anfang an IT-gestützt und äusserst effizient aufgesetzt worden.

Typischerweise repräsentieren die Bereiche Personalkosten und Back-Office die grössten Kostenblöcke bei unseren Offline-Wettbewerbern. Hier sind wir somit durch unseren Ansatz deutlich überlegen und geben unseren Kostenvorteil an den Kunden weiter.

Bei den Produkten setzen wir auf passiv gemanagte ETF, die aktiv gemanagten Fonds aufgrund ihrer günstigen Total Expense Ratio über einen längeren Zeitraum deutlich überlegen sind. Für unsere Kunden wählen wir aus den über 1’000 ETF am Markt jeweils nur die besten und attraktivsten Produkte unabhängig aus. Dabei bevorzugen wir keine einzelnen Anbieter, verzichten vollständig auf Retrozessionen und bleiben somit stets unabhängig in unseren Entscheidungen.

Ein weiterer Vorteil ist unsere sehr tiefe Mindest-Anlagesumme. Der Kunde kann uns schon ab 8'500 Franken testen und erhält eine individuelle und professionelle Vermögensverwaltung. Ein solches Angebot gibt es auf dem Schweizer Markt noch nicht.

Im internationalen Umfeld gibt es bereits einige Dutzend Online-Vermögensverwalter wie beispielsweise Wealthfront, Personal Capital oder Nutmeg. Wie sticht hier Ihre Lösung heraus?

Unsere Online-Mitbewerber ersetzen klassische Vermögensverwaltung durch automatisierte Standardlösungen. Natürlich hängt der Anlagemix auch bei unseren Peers vom Risikoprofil des Kunden ab.

Aber wir gehen einen entscheidenden Schritt weiter: Unser Kunde kann den Anlagemix jederzeit selber seinen persönlichen Präferenzen anpassen: sei es die Rohstoffquote halbieren, inflationsgeschützte Anleihen hinzunehmen oder die Aktienquote nach Sektoren steuern.

Dies geschieht interaktiv über ein intuitives Online-Tool, bei dem die Kunden automatisch die Auswirkungen auf Portfoliorisiko und Kosten sehen. Natürlich geben wir Leitplanken vor: so muss das Portfolio stets der individuellen Risikotoleranz entsprechen und diversifiziert bleiben.

Die Transparenz geht aber weiter: Der Kunde sieht interaktiv, wie sich sein Portfolio zum Beispiel nach Währungen zusammensetzt. Oder wie sich das Portfolio im historischen Rückblick verhalten hätte. Die historische Rückschau reicht dabei nicht nur wie üblich 5 Jahre, sondern bis 15 Jahre zurück. Das ist einzigartig: damit lässt sich nicht nur die Finanzkrise von 2008, sondern auch das Platzen der Dotcom-Blase simulieren. Nur so kann der Kunde selber ein Gefühl für das gewünschte Risiko bekommen. Hier sind wir den Mitbewerbern deutlich voraus.

Mit welchen Depotbanken arbeiten Sie zusammen?

Das Kundenvermögen liegt bei der Saxo Bank (Schweiz) AG. Mit der Saxo Bank haben wir eine für unsere Kunden attraktive Kooperation, die es uns ermöglicht, unseren Kunden ein einmalig günstiges Gebührenmodell anzubieten. Ausserdem ist die Abwicklung von Kundenaufträgen weitestgehend automatisiert, was ein Höchstmass an Zuverlässigkeit und Kosteneffizienz garantiert.

Nach welchen wissenschaftlichen Methoden investieren Sie?

Wir verfolgen einen passiven Anlageansatz und setzen diesen konsequent um. Das heisst wir verzichten auf teure Anlageprodukte, die den Markt zu schlagen suchen.

Zahlreiche wissenschaftliche Studien kommen zum Schluss, dass günstigere Anlagefonds im Schnitt besser rentieren als teure. Berühmt ist beispielsweise die Analyse von Nobelpreisträger William F. Sharpe «The Arithmetic of Active Management» im Financial Analysts Journal von 1991.

Dies liegt in der Effizienz der Märkte begründet, die Eugene Fama – auch er ein Nobelpreisträger – beschrieben hat. Die Marktpreise von liquiden Wertschriften beinhalten demnach stets alle verfügbaren Informationen.

Unser zentrales Anliegen ist es daher, unseren Kunden den zu ihrer Risikotoleranz passenden Anlagemix vorzuschlagen und ihnen den besten und kosteneffizientesten Zugang zu den entsprechenden Anlageklassen zu verschaffen.

In welche Anlageklassen investiert True Wealth?

Wir verwenden kostengünstige ETF, um das jeweilige Kunden-Portfolio umzusetzen. Unsere Anlageklassen umfassen neben Barmitteln nationale und internationale Aktien, Obligationen, Immobilienaktien und Rohstoffe.

Mit welchen ETF-Produkten legen Sie Ihre Kundengelder an?

Bei der Auswahl der ETF achten wir auf die niedrigsten Gebühren und ausreichende Liquidität. Wir sind unabhängig und unterhalten keinerlei Geschäftsbeziehung zu einem bestimmten ETF-Anbieter, um objektiv die für unsere Kunden besten Anlageprodukte auswählen zu können.  

Es gibt über 1'000 verschiedene ETF am Markt und nicht alle sind geeignet. Bei der Auswahl berücksichtigen wir neben den Produktkosten auch die Marktliquidität und das durch die Struktur des ETF gegebene Gegenparteienrisiko.

Schliesslich analysieren wir den so genannten Tracking Error, also wie gut der ETF den Marktindex effektiv abbildet. In den Anlageklassen Aktien, Obligationen und Immobilienaktien investieren wir ausschliesslich in physisch replizierende ETF. Nur in der Anlageklasse Rohstoffe investieren wir via synthetische ETF oder ETC.

Wir benutzen grundsätzlich weder gehebelte ETF noch Short-ETF, denn die zugrundeliegende Mechanik führt dazu, dass der Anleger in seitwärtstendierenden Märkten verliert.

Wie verdient True Wealth Geld?

Bei True Wealth gibt es keine verdeckte Vorteilsnahme. Das heisst: Keine Kickbacks, Retrozessionen, Bestandeskommissionen oder andere versteckten Gebühren. Wir verdienen ausschliesslich über die Vermögensverwaltungsgebühren.

Die Verwaltungsgebühr beträgt 0.5 Prozent pro Jahr der Anlagesumme, mindestens aber 25 Franken pro Quartal. Alle Handelskommissionen wie Courtagen und Brokerage bringen wir vor der Verwaltungsgebühr zum Abzug.

Selbst die Steuer- und Erträgnisaufstellung sind bei uns inklusive, welche bei Mitbewerbern bei kleinen Vermögen oftmals zwischen 0.15 und 1 Prozent an zusätzlichen Kosten verursachen können.

Multi-Asset-ETF können noch günstiger als die True-Wealth-Lösung sein und bieten eine ähnliche Anlage.

Es gibt wesentliche Unterschiede zwischen Multi-Asset-ETF und unserer True-Wealth-Lösung: Bei Multi-Asset-ETF ist die Auswahlmöglichkeit sehr beschränkt. International ist das Angebot zwar schon grösser, aber die Anlageschwerpunkte liegen oftmals auf den USA und sind somit aus Währungssicht für Schweizer Anleger unattraktiv.

Viele Anbieter nutzen für ihren jeweiligen Multi-Asset-ETF ausschliesslich hauseigene ETF-Produkte. Solche Multi-Asset-ETF dienen dann als erweiterter Vertriebskanal und sind nicht unabhängig. Multi-Asset-ETF sind also trotz vergleichbarer Kosten nur selten die beste Lösung für den Kunden.

Bei True Wealth können unsere Kunden individuell ihren Portfolio-Vorschlag anpassen und somit ihre eigenen Präferenzen spezifisch berücksichtigen. Vielen unserer Kunden ist dies auch sehr wichtig. Im Gegensatz zu Multi-Asset-ETF-Lösungen haben wir keine limitierte Anzahl von Risiko-Abstufungen und Portfolio-Vorschlägen. Theoretisch wäre es möglich, dass bei uns durch die individuellen Anpassungsmöglichkeiten Tausende von Kunden Tausende von unterschiedlichen Portfoliokombinationen wählen.

Selbständige Anleger handeln auf eigene Faust bei einem Online-Broker. Vermögensverwaltung aber ist ein «People Business». Bieten Sie auch persönliche Beratung an?

Wir sind der Überzeugung, dass der bereits vor Jahren stattgefundene Trend hin zu Online Banking und Online Brokerage auch im Bereich Online Wealth Management Einzug halten wird. Der Bereich Online Brokerage bedient aktive Kunden, die selber gerne ihre Anlagetätigkeit in die Hand nehmen.

Es gibt jedoch auch sehr viele Kunden, die gerne professionell und zeitgleich kosteneffizient ihr Vermögen verwalten lassen möchten. Diese Kunden haben keine Zeit, Lust oder nicht das Wissen, ihr liquides Vermögen selber zu verwalten.

Kommt hinzu, dass Kunden bei True Wealth gerade bei kleineren Vermögen deutlich bessere Konditionen und Diversifikationsmöglichkeiten haben, als wenn sie ihre Anlagen selber in die Hand nehmen würden.

Die individuelle Beratung führen wir online über die Vermögensverwaltungsplattform von True Wealth durch, indem wir ein auf unsere Kunden optimal zugeschnittenes Portfolio vorschlagen. Wir unterstützen unsere Kunden natürlich auch im Kontoeröffnungsprozess oder bei der Bedienung unserer Plattform.

Anlageprodukte werden verkauft, nicht gekauft, so ein Bonmot in der Branche. Ein Mitgrund, weshalb die meisten Online-Vermögensverwalter bislang erfolglos geblieben sind. Wie beabsichtigen Sie, Kunden zu akquirieren?

Bei uns steht der Kunde stets im Mittelpunkt. Alles dreht sich bei uns darum, zufriedene Kunden zu haben, die über True Wealth ihr liquides Vermögen professionell und individuell verwalten lassen möchten.

Unsere Kunden sind vor allem begeistert von unserem Ansatz, ihnen nicht die Produkte zu verkaufen, die uns ökonomische Vorteile wie zum Beispiel Retrozessionen bringen. Zufriedene Kunden empfehlen uns weiter.

Auch die Presse hat unser Angebot positiv aufgenommen und uns zu Neukunden verholfen. Wir nutzen überwiegend die digitalen Kanäle und sprechen gerade deshalb vor allem auch die so genannten Millennials an. Das sind internetaffine Kunden, die im Zeitraum zwischen 1990 bis 2010 zu den Teenagern zählten und heute zwischen 20 und 40 Jahre alt sind.

Interessanterweise zählen zu unseren Kunden jedoch auch deutlich ältere und sehr vermögende Privatpersonen sowie Kunden, die selber in der Finanzbranche und in Grossbanken beruflich tätig sind.

Welches sind Ihre Ziele bis in fünf Jahren?

Wir sind der Überzeugung, dass die Online-Vermögensverwaltung in den nächsten fünf Jahren dieselbe Akzeptanz wie Online Banking, Online Brokerage oder E-Commerce erfahren wird. Ganz konservativ rechnen wir mit einem ausschliesslich online verwalteten Vermögen von deutlich mehr als 10 Milliarden Schweizer Franken.

In der Schweiz möchten wir klarer Marktführer im Bereich Online-Vermögensverwaltung sein. Zusätzlich streben wir den Markteintritt in unseren Nachbarländern an und wollen auch dort zu den Marktführern gehören.

Moneyland-Redaktion, 25. November 2014, Update: 7. Januar 2016

Weiterführende Informationen:
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