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Interviews

MoneyPark: «Nur Honorarberatung ist zukunftsweisend»

Dr. Stefan Heitmann ist Gründer und CEO des Finanzdienstleisters MoneyPark (vormals MyMoneyPark). Zuvor war er als Partner bei der Beratungsfirma McKinsey für den Bereich Banken in der Schweiz verantwortlich.

Sie haben kürzlich MoneyPark (vormals MyMoneyPark) lanciert. Was hat Sie zur Gründung Ihres eigenen Startups bewegt?

Stefan Heitmann: Zwei Punkte haben mich dazu bewogen, gemeinsam mit dem mehrfachen Unternehmensgründer Leo Grünstein MyMoneyPark zu gründen.

Erstens waren Kunden im Banking – vor allem im Retail- und Affluent-Banking – bislang sehr auf sich allein gestellt. Es gab keine Quelle unabhängiger Analyse und persönlicher Beratung zu mehr als nur hauseigenen Produkten der jeweiligen Bank des Kunden. Dieses Defizit will MyMoneyPark beheben und persönliche Beratung mit grösstmöglicher Auswahl kombinieren. Damit bieten wir Kunden eine kundenfreundliche Alternative zu einer klassischen Bank.

Zweitens sind die Möglichkeiten als Unternehmensberater, eigene Ideen umzusetzen und Verantwortung für Kunden, Produkte und ein Team zu übernehmen, sehr begrenzt. Wenn Sie Banking als echtes Handwerk verstehen und von der Vision, Banking im Kundeninteresse zu verändern, überzeugt sind, dann können Sie nur auf der «grünen Wiese» starten.

Welches ist Ihre Haupt- und Wunschzielkundschaft?

MyMoneyPark ist ein Angebot für jeden anspruchsvollen Kunden aus der Mitte der Gesellschaft. Heute sind Kunden völlig zu recht selbstbewusster, informierter, preisbewusster und nutzen Technologien wie das Internet zur Informationsbeschaffung ganz selbstverständlich. Trotzdem haben viele verständlicherweise den Wunsch nach einer professionellen Beratung in komplexen finanziellen Fragen wie Hypotheken und Anlagen. Dies bieten wir und erhoffen uns eine Zielkundschaft, die rund 25 bis 55 Jahre alt ist: weltoffen, gut ausgebildet, rational denkend, mit einem Vermögen zwischen 50‘000 bis rund 2 Millionen Franken.

Sie kombinieren die Online- mit der Offline-Welt. Welches sind Ihre Mitstreiter: Online-Vergleichsdienste wie Comparis, Offline-Berater wie das VZ VermögensZentrum oder die Banken selbst?

Die Banken selbst. Wir sind von der FINMA akkreditiert und ein rein auf kompetente Beratung fokussiertes Unternehmen. Unser Kundenberatungsteam besteht aus Spezialisten für den Hypothekar- und Anlagebereich, die ihrerseits jahrelang bei Grossbanken, Kantonal- und Regionalbanken gearbeitet haben und diese Erfahrung in die Beratung unserer Kunden einbringen.

Für diesen Ansatz ist eine Kombination von Online- und Offline-Welt zentral. Bei uns sitzt der Kunde neben seinem Kundenberater, der Berater führt den Kunden durch die Produktmöglichkeiten und zeigt ihm die Unterschiede und «das Kleingedruckte». Da wir komplett auf eigene Produkte und eine eigene Depotbank verzichten, können wir den Kunden unabhängig und kompetent orientieren und ihn im persönlichen Gespräch auf dem Weg zur optimalen Entscheidung für seine individuellen Bedürfnisse begleiten.

Welche Stärken zeichnen MyMoneyPark aus, welche Dienstleister wie Comparis oder VZ VermögensZentrum nicht bieten können?

Ein Wort vorab: Comparis und VZ sind etablierte, seit Jahren erfolgreiche Unternehmen, die etwas erreicht haben, was uns erst noch gelingen muss: eine Vielzahl von Kunden zu überzeugen. Das nötigt zunächst einmal hohen Respekt ab.

Was uns von ihnen differenziert ist hingegen offensichtlich: Anders als Comparis offeriert MyMoneyPark persönliche Beratung in unseren Filialen durch spezialisierte und erfahrene Mitarbeiter. Anders als Comparis ist MyMoneyPark rein auf Bankingprodukte spezialisiert und kein rein passiver Informationsaggregator für eine Vielzahl von unterschiedlichen Produktkategorien.

«Das grösste Hypothekarnetzwerk der Schweiz»

Vom VZ unterscheiden wir uns in verschiedenen Aspekten: Wir beraten unsere Kunden unabhängig und verzichten im Interesse der Kunden konsequent auf eigene Produkte und die Abwicklung über eine eigene Depotbank. 

Sie werden bei uns keine MyMoneyPark-Hypothek finden, sondern mit über 40 Banken und Versicherungen das grösste Hypothekarnetzwerk der Schweiz.

Im Interesse einer optimalen Nettorendite optimieren wir neben der Produktauswahl aus über 27‘000 unabhängig analysierten Fondsprodukten auch die Produktabwicklung. 

Zusätzlich bieten wir unsere Anlageberatung in einem kundenfreundlichen Subskriptionsmodell an, das in der Schweiz einmalig ist. So erhält der Privatkunde unabhängig vom Vermögen und der effektiven Dauer des einzelnen Beratungsgespräches eine für ihn optimale Anlageberatung.

Schliesslich ist das Beratungserlebnis für den Kunden ein völlig anderes: Anders als beim VZ erlebt der Kunde bei uns transparent den Weg zum Produkt, sitzt neben seinem Berater und kann jeden Schritt von der Produktstrategie bis zur Produktauswahl und -abwicklung transparent mitverfolgen und mitbestimmen.

Ihr Geschäftsmodell basiert auf einem Honorarberatungsansatz und ist – abgesehen vom Hypotheken-Bereich – frei von Provisionen. Damit sind Sie einer der ganz wenigen Honorarberater in der Schweiz – ist das Modell in der konservativen Schweiz bereits überlebensfähig?

Wir halten den Honorarberatungsansatz für den einzigen nachhaltigen und zukunftsweisenden Ansatz in der Anlageberatung. Nicht ohne Grund kritisieren die FINMA, die Wissenschaft, die Presse und – zumindest im privaten Rahmen – auch viele Banker die gängige Kick-back-Kultur im Anlagegeschäft.

Wir hätten hiermit noch nicht einmal ein Problem, wenn der Kunde auf der anderen Seite «mehr Wert für mehr Geld» bekäme. Leider zeigen unsere eigenen und auch alle externen Analysen, dass der Kunde auf demselben Risiko keine höhere Performance mit den teureren Produkten erzielt. Im Gegenteil! Die Nettorendite unserer honorarbasierten Vorschläge schlägt vergleichbare teurere Vorschläge.

Wie steht es mit der Provisionierung im Bereich Hypotheken – ist diese unproblematisch?

Im Hypothekarbereich stellt sich dieses Problem nicht einmal ansatzweise, weil die Kommissionen der Anbieter praktisch identisch sind und ein vergleichbarer Interessenkonflikt zwischen Kunden- und Bankinteressen im Gegensatz zum Anlagegeschäft nicht existiert.

MyMoneyPark konzentriert sich daher auf Fakten und auf die Nettorendite und nicht wie bei klassischen Banken und Vermögensverwaltern üblich auf Performanceversprechen und Bruttorendite. Das Honorar, das der Kunde hierfür entrichtet, sichert ihm eine klar bessere Nettorendite.

Die Finanzindustrie steht vor grossen Umwälzungen. In welchen Bereichen sehen Sie die wichtigsten disruptiven Entwicklungen in den kommenden Jahren?

Ich sehe drei wesentliche Trends:

Erstens wird sich das Aufbrechen der integrierten Wertschöpfungskette aus Beratung, Produktion und Abwicklung durchsetzen. Der Kundenmehrwert aus grösserer Auswahl und besseren Konditionen ist nicht zu schlagen.

Zweitens erfolgt ein stärkerer Einsatz von Technologie, aber nicht auf dem Rücken der persönlichen Beratung. Ich erwarte mehr Mitspieler, die wie MyMoneyPark Technologie mit persönlicher Beratung kombinieren, um den Kunden transparent durch die aus Kundensicht schier unüberschaubare Fülle von Produktmöglichkeiten zu navigieren.

Drittens wird sich die Private-Banking-Industrie inklusive der traditionellen retrozessionsbasierten Vermögensverwalter radikal verändern. Der Kunde beginnt erst mit Alternativen wie MyMoneyPark zu realisieren, wie sehr er die Möglichkeit hat, Banking in seinem Interesse mitzugestalten und zu verändern.

Wo steht MyMoneyPark in 5 Jahren?

Ich hoffe, dass MyMoneyPark sich in 5 Jahren erfolgreich am Markt hat etablieren können, Filialen über Zürich und Basel hinaus eröffnet haben wird und möglichst viele Kunden mit unserer Zukunftsvision des Banking hat begeistern können: Persönliche Beratung zu erleben, kombiniert mit grösstmöglicher Auswahl und ohne Interessenkonflikte.

4. September 2012

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