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News: Banken

Vorsorgefonds mit erheblichen Unterschieden

21. November 2018 - Felix Oeschger

moneyland.ch hat die Renditen und Kosten von Schweizer Vorsorgefonds analysiert. Ergebnis: Zwischen den einzelnen Fonds und Anbietern gibt es markante Unterschiede.

Im momentanen Tiefzinsumfeld gibt es für Sparer nicht mehr viel zu holen: Ökonomen sprechen deshalb auch von einer «Enteignung» der Sparer. Ein Blick auf die durchschnittlichen Zinssätze scheint diese Analyse zu bestätigen: Auf dem Sparkonto für Erwachsene gibt es im arithmetischen Durchschnitt noch 0.08%, auf 3a-Sparkonten 0.27%, auf dem Freizügigkeitskonto 0.09% und auf dem Privatkonto 0%.

Immer mehr Vorsorgesparer wenden sich deshalb Vorsorgefonds zu, die deutlich höhere Renditen versprechen. Das ist auch auf die Banken zurückzuführen, die ihren Kunden die Fonds schmackhaft zu machen versuchen. Kein Wunder: Die Fonds sind für Banken lukrativ. «Doch bei der Wahl des geeigneten Vorsorgefonds ist Vorsicht geboten», warnt Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch. Zwischen den einzelnen Fonds gibt es markante Unterschiede, wie die vorliegende Untersuchung zeigt.

Vorsorgefonds mit markanten Unterschieden

moneyland.ch hat die Konditionen, Kosten und Renditen von 68 Schweizer Vorsorgefonds untersucht (Sie können sich die Tabelle in der untenstehenden Box kostenlos als PDF-Datei zustellen lassen).

Resultat: Die Kosten sind mit durchschnittlich 1.18% ziemlich hoch (mit Berücksichtigung der relevanten Gebühren für einen Zeitraum von 10 Jahren). Bei verschiedenen Fonds können die Gesamtkosten aber auch deutlich höher ausfallen – erst recht für kürzere Laufzeiten.

Die Renditen der Vorsorgefonds waren in den letzten zehn Jahren bei Vorsorgefonds deutlich höher als bei 3a-Sparkonten. Das ist mit Blick auf die Performance der Aktienmärkte während dieser Zeit allerdings keine Überraschung. Für die vergangenen zehn Jahre gilt aus diesem Grund auch die Faustregel, dass Fonds mit einem höheren Aktienanteil besser rentierten.

Verwaltungskosten von Vorsorgefonds

Die so genannte Total Expense Ratio (TER) soll die wiederkehrenden Gesamtkosten des Fonds (darunter die Verwaltungskosten) angeben. Tatsächlich ist die TER weiterhin eine entscheidende Kennzahl für die Kostenbeurteilung. Allerdings sind in der Regel – anders als es der Name suggeriert – nicht alle Kosten in der TER-Kennzahl enthalten. So können je nach Anbieter unter anderem externe Depotgebühren, Ausgabe- und Rücknahmegebühren hinzukommen.

Die TER-Gebühren der untersuchten Fonds variieren von tiefen 0.24% bis zu hohen 1.69% pro Jahr. Rechenbeispiel: Bei einem Vorsorgevermögen von 50'000 Franken zahlen Kunden mit einer TER von 1.69% 845 Franken pro Jahr. Bei den meisten Vorsorgefonds-Anbietern gilt die Regel, dass die TER umso höher ist, je grösser der Aktienanteil des Fonds ist.

Passive vs. aktive Vorsorgefonds

Neben der Zusammensetzung der Fonds (wobei hier vor allem der Aktienanteil entscheidend ist) gibt es einen weiteren wichtigen Kostenfaktor: Passive Fonds sind in der Regel deutlich günstiger als aktiv gemanagte Fonds. Passive Vorsorgefonds sind deshalb prinzipiell zu bevorzugen. Leider haben Schweizer Vorsorgefonds-Anbieter bislang nur eine kleine Auswahl an passiven Vorsorgefonds im Angebot. Dies wohl nicht zuletzt deshalb, weil sich mit günstigeren passiven Fonds weniger Geld verdienen lässt.

Achtung vor Depotgebühren

Viele Kunden wissen nicht, dass neben den allgemeinen Fondsgebühren (TER) noch zusätzliche Depotgebühren der Depotbank hinzukommen können. Beispiele: Bei der Bâloise-Anlagestiftung betragen die Depotgebühren 0.2% des Anlagevermögens pro Jahr, bei der Luzerner Kantonalbank 0.25% pro Jahr, bei der Zürcher Kantonalbank 0.3% pro Jahr, bei der Berner Kantonalbank (je nach Fonds) 0.45% pro Jahr (mindestens 50 Franken) und bei Swiss Life gar 0.25% pro Quartal (also 1% pro Jahr).

Ausgabe- und Rücknahme-Kommissionen

Je nach Anbieter können neben TER und Depotgebühren auch noch Ausgabe- und Rücknahme-Kommissionen anfallen. Es handelt sich um Gebühren, die beim Kauf (im Fall von Ausgabe-Kommissionen) und/oder beim Verkauf (im Fall von Rücknahme-Kommissionen) verrechnet werden. Ausgabe- und Rücknahme-Kommissionen fallen bei einer kürzeren Betrachtungsperiode stärker ins Gewicht, da es sich um einmalige Gebühren handelt. Bei beiden Gebührensorten gibt es wiederum zwei Varianten: Sie können zu Gunsten des Anbieters (die für den Kunden schlechtere Variante) oder zu Gunsten des Fondsvermögens verrechnet werden.

Anbieter mit Ausgabegebühren sind unter anderem die Luzerner Kantonalbank (0.4%), die Zürcher Kantonalbank (0.65%, maximal 1000 Franken), Raiffeisen (maximal 1%), Bâloise (1%), die Berner Kantonalbank (0.25 bis 1.5%, mindestens CHF 50), Zurich (maximal 2%), Swiss Life (bis 2%, online kostenlos) und die Mobiliar (maximal 2%). Rücknahme-Kommissionen werden seltener in Rechnung gestellt, unter anderem von der Zürcher Kantonalbank, Reichmuth & Co und der Berner Kantonalbank. «Meiden Sie Fonds mit hohen Ausgabe- und Rücknahme-Kommissionen», empfiehlt Benjamin Manz.

Kostentotal vergleichen

Ein Kostenvergleich ist bei der Wahl des richtigen Vorsorgefonds entscheidend. Dieser sollte alle relevanten Gebühren und Kosten berücksichtigen, darunter auch die Total Expense Ratio, Depotgebühren sowie Ausgabe- und Rücknahme-Kommissionen. Allerdings ist ein solcher Kostenvergleich für Laien schwierig, da bestimmte Gebühren wiederkehrend, andere wiederum nur einmalig anfallen.

moneyland.ch hat deshalb eine Kosten-Simulation für 100'000 Franken für einen Zeitraum von 10 Jahren durchgeführt (mit der Annahme, dass das Fondsvermögen konstant bleibt). Je nach Fonds fallen für diesen Zeitraum Gesamtkosten in der Höhe von 2400 bis 17'800 Franken an. Die teuersten Fonds sind also mehr als siebenmal so teuer wie die günstigsten.

Fondsrenditen unter der Lupe

Grosse Unterschiede gibt es nicht nur bei den Fondskosten, sondern auch bei den Fondsrenditen. «Wichtig ist die Erkenntnis, dass die vergangene Performance eines Fonds keine direkten Rückschlüsse auf die zukünftige Performance zulässt», so Benjamin Manz. Denn die Fondsperformance korreliert stark mit der Entwicklung der Aktienmärkte, die niemand voraussagen kann. Die Kosten hingegen fallen unabhängig von der Marktentwicklung an.

moneyland.ch hat unter anderem die kumulierten Performance-Daten für 1 Jahr, 3, 5 und 10 Jahre untersucht. Da in diesen Zeitperiode die Aktienmärkte gut performt haben, rentierten auch die Vorsorgefonds mit höherem Aktienanteil besser. Beispiel der letzten 10 Jahre: Hier reichen die kumulierten Performance-Zahlen von minimalen 21.39% (CSA Mixta-BVG Basic mit 0% Aktienanteil) bis zu maximalen 61% (Swiss Life BVG-Mix 45, mit maximal 50% Aktienanteil).

Die scheinbar hohen Renditen verblassen aber, wenn man sie mit einigen konkurrierenden ETF oder Aktienindizes für die gleiche Zeitperiode vergleicht. Der SMI (Performance-Index) verzeichnete im gleichen Zeitraum einen Anstieg von 84%, der S&P 500 sogar einen Anstieg von 140%.

Net Performance: Bereinigte Performance-Zahlen

In den offiziellen Performance-Zahlen sind zwar die TER-Gebühren, nicht aber allfällige übrige Kosten abgezogen. Da die Performance abzüglich aller Kosten nirgends publiziert wird, hat moneyland.ch diese anhand einer Modell-Rechnung simuliert. Die Net Performance ist dabei bei Fonds mit hohen Depot-, Ausgabe- oder Rücknahme-Gebühren deutlich geringer als die offizielle Performance. Beispiel Swiss Life BVG-Mix 15: Die offizielle kumulierte Performance für die letzten 5 Jahre beträgt 15.96%, die von moneyland.ch simulierte Performance abzüglich aller Kosten nur noch 9.03%.

Tipps zur Wahl des richtigen Vorsorgefonds

«Allgemein sollten Sie sich nur für Vorsorgefonds entscheiden, wenn Sie einen langen Atem haben und bereit sind, ein Risiko einzugehen», so Benjamin Manz. Kunden sollten gerade bei Fonds mit höherem Aktienanteil das Geld für mindestens 10 Jahre ruhen lassen können. Vorsicht ist auch im Umgang mit Performance-Zahlen aus der Vergangenheit geboten: Diese erlauben keine direkten Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung. Wenn beispielsweise die Aktienmärkte in den nächsten Jahren zusammenbrechen sollten, werden Vorsorgefonds mit entsprechenden Aktienanteilen, die in der Vergangenheit gut rentiert haben, hohe Verluste einfahren.

In einem ersten Schritt sollten Vorsorgenehmer sich für eine passende Anlagestrategie entscheiden. Wer der Meinung ist, dass die Aktienmärkte in den nächsten Jahren weiter ansteigen, kann sich für einen Fonds mit einem hohen Aktienanteil entscheiden – sollte sich aber des erhöhten Risikos bewusst sein.

In einem zweiten Schritt ist ein Kostenvergleich entscheidend: «Bei der Wahl des geeigneten Fonds sollten Vorsorgenehmer besonders auf die Kostenstruktur Acht geben und einen Fonds mit möglichst geringen Gesamtkosten wählen», rät Michael Burkhard, Analyst bei moneyland.ch. Der unabhängige Vorsorgefonds-Vergleich von moneyland.ch ermöglicht auch einen Gesamtkostenvergleich. Allgemein sind dabei die günstigeren passiven Fonds den aktiven vorzuziehen.

 

Weitere Informationen:
Vorsorgefonds im unabhängigen Vergleich

Wünschen Sie eine tabellarische Übersicht über die Kosten und Renditen von Schweizer Vorsorgefonds? Dann lassen Sie sich diese hier kostenlos als PDF zustellen.

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Felix Oeschger ist Analyst und Experte bei moneyland.ch.