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Anlegen & Vorsorge

14 seltsame Börsenbegriffe und was sie bedeuten

8. Juni 2023 - Daniel Dreier

Sollte ein Bulle sich nach einem Dead Cat Bounce bei Dornröschen einkaufen oder lieber bis zum Hexensabbat an Zombies festhalten?

Wie andere exklusive Clubs hat auch die Finanzwelt ihren eigenen seltsamen und wunderbaren Dialekt. In diesem Artikel stellt moneyland.ch einige Beispiele aus dem aktuellen Finanzjargon vor:

1. Dead Cat Bounce

Dieser Begriff bezieht sich auf die eher morbide Beobachtung, dass selbst eine tote Katze etwas nach oben springt, wenn man sie von hoch genug auf den Boden aufprallen lässt. Ein «Dead Cat Bounce» (englisch für «Aufprall einer toten Katze») bezeichnet einen kleinen Kurssprung einer Aktie, die zuletzt starke Verluste verzeichnete.

2. Ankle Biter

Falls Sie einen Chihuahua haben, können Sie sich bestimmt gut vorstellen, was ein «Ankle Biter» (englisch für «Wadenbeisser») ist. In der Finanzwelt bezeichnet der Begriff eine «Mikro-Aktie», deren Marktkapitalisierung von sogenannten Large-Cap-Aktien (Aktien mit einer besonders grossen Marktkapitalisierung) komplett in den Schatten gestellt wird.

3. Kakerlaken-Theorie

Wenn Sie eine Kakerlake über den Küchenboden rennen sehen, deutet das in der Regel auf ein Problem im ganzen Haus hin. Analog dazu die Kakerlaken-Theorie: Wenn negative Fakten über einen Teil einer Firma ans Licht kommen, treffen diese wahrscheinlich auf das gesamte Unternehmen zu. Und breiter gefasst: Probleme mit einer einzelnen Firma deuten darauf hin, dass eine gesamte Branche oder die Wirtschaft als Ganzes Probleme haben.

4. Puke Point

War ihnen schon einmal so schlecht, nachdem Sie etwas gegessen oder getrunken haben, dass Sie sich nur noch übergeben wollten? Da war es Ihnen wahrscheinlich egal, wieviel Sie für das Essen beziehungsweise die Getränke bezahlt hatten. Wenn Anlegerinnen und Anleger den «Puke Point» (englisch für «Punkt des Kotzens») erreichen, wollen sie eine sich schlecht entwickelnde Aktie nur noch loswerden, egal wie gross die Verluste sind.

5. Dornröschen

Ähnlich wie die wunderschöne Prinzessin aus dem Märchen ist ein «Dornröschen» (oder englisch: «Sleeping Beauty») eine noch nicht entdeckte Wertschrift oder Firma mit hohem Gewinnpotenzial. Das Dornröschen wartet nur darauf, dass schlaue Anlegerinnen und Anleger es ins Leben rufen.

6. Giftpille

Spione hatten früher für den Fall, dass sie gefangen werden, Kapseln mit tödlichem Gift dabei. Für ihre Feinde waren sie damit wertlos. Im Trading ist eine Giftpille (oder englisch: «Poison Pill») ein Aktionärsrechtsplan oder eine -klausel, die festlegt, dass im Fall einer feindlichen Übernahme bestimmte rechtliche Massnahmen in Kraft treten können. Ziel dieser Giftpille ist es immer, feindliche Übernahmen möglichst unattraktiv zu machen und so das Unternehmen und seine Aktionäre zu schützen.

7. Suicide Pill

Eine «Suicide Pill» (englisch für «Selbstmordpille») ist eine extreme Version der Giftpille. Die in dieser Klausel enthaltenen Massnahmen sind so hart, dass sie in der Regel das Unternehmen zerstören würden. Das Ziel einer solchen Suicide Pill ist es, eine feindliche Übernahme völlig unrentabel zu machen, sodass es niemand überhaupt versuchen würde.

8. Haircut

Die Preise von Aktien sind an der Börse oft stark überhöht. Wenn Sie ihnen einen «Haircut» (englisch für «Haarschnitt») verpassen, entfernen Sie den überhöhten Teil des Aktienpreises und finden so deren realen Wert. Diese Differenz zwischen dem Wert einer Aktie und deren Marktpreis wird oft auch einfach als deren «Haircut» bezeichnet.

9. Alligator Spread

Der Begriff mag seltsam klingen – beim Trading bezeichnet der «Alligator Spread» einfach einen Handel, bei dem so hohe Maklergebühren, Steuern und Kommissionen anfallen, dass das Gewinnpotenzial der Transaktion die Kosten nicht rechtfertigen. Stellen Sie sich einen Alligator vor, der mit einem Bissen eine riesige Portion Ihrer möglichen Gewinne verschlingt.

10. Zombie-Firmen

Wenn die Rede von Untoten ist, denken die meisten wahrscheinlich an Netflix oder Computerspiele, und nicht an die Finanzwelt. Doch auch an der Börse gibt es Zombies und Untote. Dort bedeutet der Begriff «Zombie-Firma», dass ein Unternehmen bereits vor langer Zeit sein Wachstumspotenzial ausgeschöpft hat. Zombie-Firmen sind typischerweise stark verschuldet und man geht generell davon aus, dass sie sich auf dem Weg zum Bankrott befinden.

11. Bären und Bullen

Diese beiden Begriffe haben vielleicht mehr mit dem Wilden Westen als mit der Finanzwelt zu tun. Sie spielen jedoch eine so grosse Rolle im Trading, dass Sie in vielen Finanzvierteln Statuen von Bären und Bullen finden. Leerverkäufer werden Bären genannt – in Bezug auf ein Sprichwort über einen Händler, der das Fell verkauft, bevor er den Bären gejagt hat. Analog dazu verkaufen Leerverkäufer Anlagen, die sie nicht besitzen. Sie hoffen, dass sie später davon profitieren können, dass deren Preis gesunken ist. Investorinnen und Investoren, die damit rechnen, dass eine Anlage an Wert gewinnen wird, werden Bullen genannt. Dass der Begriff als Gegensatz zu Bären verwendet wird, dürfte mit dem früher beliebten Sport des Bären- und Bullenköderns zu tun haben.

12. Hexensabbat

Der Begriff «Hexensabbat» (auf Englisch auch «Triple Witching Day» oder «Triple Witching Hour») erinnert an okkulte Rituale und andere fantastische Gebräuche, aber im Trading hat er eine eher praktische Bedeutung. Der Begriff bezieht sich auf den dritten Freitag in den Monaten März, Juni, September und Dezember. Die Triple Witching Hour ist die letzte Stunde, während der die Börsen an diesen Tagen geöffnet sind. An diesen Tagen verfallen Index-Optionen, Index-Futures und Aktionen-Optionen – darum das «Triple» (deutsch für «dreifach») im englischen Begriff. Auch der Ausdruck «Quadruple Witching Day» (englisch für «vierfacher Hexentag») wird teils verwendet, weil gleichzeitig auch Single-Stock-Futures verfallen. Wenn so viele Derivate auslaufen, sind die Chancen besonders gross, dass es ungewöhnliche Marktbewegungen gibt, vor allem in der letzten Handelsstunde.

13. Greenshoe

«Greenshoe» (englisch etwa «Grüner Schuh») mag nach umweltfreundlicher Fussbekleidung klingen – an der Börse hat der Begriff allerdings eine etwas komplexere Bedeutung. Er bezeichnet eine Klausel, die beim Börsengang (IPO) dem emittierenden Unternehmen das Recht gibt, weitere Aktien auszugeben, falls das ursprüngliche Volumen der Nachfrage nicht gerecht wird. Warum ausgerechnet Greenshoe? Die erste Firma, die je diese Option genutzt hat, war die Green Shoe Manufacturing Company, die heute Stride Rite Corporation heisst.

14. Dienstmädchenbörse

Dieser Begriff bezeichnet nicht etwa einen Marktplatz, an dem Dienstmädchen gehandelt werden. Stattdessen ist die Dienstmädchenbörse eine späte Phase im Börsenzyklus. Ähnlich fragwürdige Begriffe wie «Hausfrauenbörse» und «Dienstmädchenhausse» sind ebenfalls gängig. In dieser Phase beginnen Kleinanlegerinnen und Kleinanleger mit geringen Finanzkenntnissen (daher der Bezug auf «Bedienstete»), Aktien mit steigenden Kursen zu kaufen, nachdem versierte private und institutionelle Anleger anfänglich Investitionen getätigt haben. Daraufhin steigt der Preis der Aktie rasant, da unerfahrene Anleger bereit sind, mehr zu zahlen als die zugrundeliegende Firma wirklich wert ist. In der darauffolgenden Phase verkaufen ernsthafte Anleger ihre Aktien zum überhöhten Preis und schliessen ihre Positionen. Dadurch brechen die Kurse ein und die Kleinanleger tragen die Verluste.

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Daniel Dreier ist Redaktor und Experte für Geldthemen bei moneyland.ch.
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