Börse

Payment for Order Flow (PFOF)

Der Begriff Payment for Order Flow (englisch für «Bezahlung für Auftragsfluss», PFOF) bezeichnet eine Geschäftspraktik beim Handel mit Aktien und anderen Vermögenswerten. Dabei werden Broker und Trading-Plattformen dafür bezahlt, dass sie Kundinnen und Kunden an spezialisierte Handelsfirmen vermitteln.

Im PFOF-Modell werden Aufträge, eine Aktie zu kaufen oder zu verkaufen, an eine oder mehrere Trading-Firmen (meist Market Makers) gesendet, die für den Handel die Gegenpartei bilden. Damit unterscheidet sich PFOF-Trading vom herkömmlichen Modell für den Aktienhandel, bei dem Aufträge an die Börse gesendet und mit dem besten verfügbaren Angebot erfüllt werden.

Wenn ein Trade mit dem PFOF-Modell ausgeführt wird, wird die Aktie zum Preis, den der Market Maker anbietet, ge- oder verkauft. Der Preis, den Sie beim Kauf pro Aktie zahlen, beinhaltet in der Regel einen Aufschlag auf den Preis, den der Market Maker dafür gezahlt hat. Der Preis, den Sie beim Verkauf pro Aktie erhalten, beinhaltet hingegen meist einen Abschlag auf den Preis, zu dem der Market Maker die Aktie wieder verkaufen wird. Aus diesem Spread ergibt sich der Gewinn des Market Makers.

Das PFOF-Model wird vor allem von kostenlosen Online-Trading-Plattformen genutzt. Statt dass diese Anbieter ihren Kundinnen und Kunden eine Courtage für die Ausführung des Trades verrechnen, erhalten die Plattformen eine Verkaufskommission für die Vermittlung des Geschäfts an den Market Maker. Diese Kommission – sie wird teils auch einfach Payment for Order Flow genannt – ist in der Regel ein Teil des Auf- beziehungsweise Abschlags, den der Market Maker verrechnet.

PFOF kann aber auch ausserhalb von kostenlosen Trading-Plattformen angewendet werden. Es ist also denkbar, dass ein Broker zusätzlich zu Courtagen auch noch mit dem PFOF-Modell Kommissionen bei bestimmten Geschäften verdient.

Beispiel für PFOF im Vergleich zu herkömmlichem Trading

Herkömmliches Trading: Sie geben Ihrem Broker einen Kaufauftrag (Market Order) für 100 Aktien einer Schweizer Firma. Der Broker schickt diesen Auftrag an die SIX Swiss Exchange. Das beste verfügbare Verkaufsangebot stammt von einem Verkäufer, der für 15 Franken pro Aktie verkaufen will. Der Broker kauft die Aktien zu diesem Preis und zahlt insgesamt 1500 Franken. Als Gegenleistung für diesen Service verrechnet der Broker Ihnen eine Courtage in Höhe von 5 Franken. Ihre Kosten für den Trade betragen somit 5 Franken.

PFOF-Trading: Sie geben einem Gratis-Broker, der das PFOF-Modell nutzt, den gleichen Auftrag, 100 Aktien zu kaufen. Der Broker sendet den Auftrag an einen Market Maker, der mit der Aktie handelt. Der Market Maker verlangt 15.05 Franken pro Aktie, also insgesamt 1505 Franken. Er verzeichnet 5 Rappen Gewinn pro Aktie gegenüber dem besten verfügbaren Verkaufsangebot (an der Börse wären es 15 Franken pro Aktie). In diesem Fall belaufen sich Ihre Kosten für den Trade auf 5 Franken – gleich viel, wie wenn Sie das Geschäft an der Börse ausgeführt hätten.

Welches Modell günstiger ist, hängt von der Grösse der Spreads der Market Maker und von den Courtagen für den Handel an der Börse ab.

Mögliche Interessenskonflikte

Aktien-Broker und andere Trading-Plattformen, die PFOF-Geschäftsmodelle nutzen, erhalten Verkaufskommissionen von Market Makern. Manche Market Maker bieten höhere Kommissionen als andere. Dadurch können Interessenskonflikte entstehen. Eine Trading-Plattform könnte sich entschliessen, mit einem Market Maker zu arbeiten, der grössere Auf- und Abschläge auf Aktienpreise verrechnet, wenn dieser Market Maker höhere Verkaufskommissionen anbietet.

Ein weiteres mögliches Problem: Wenn Investorinnen und Investoren nur mit einer einzigen Gegenpartei handeln können, kann dieser Market Maker sich entscheiden, den Handel mit einer Wertschrift einzustellen, falls diese sehr volatil wird. Dann können Sie eine Wertschrift womöglich plötzlich nicht mehr kaufen oder verkaufen.

Mögliche Interessenskonflikte sind ein Grund, warum PFOF-Modelle Gegenstand laufender Diskussionen um Gesetze sind (zum Beispiel in der EU).

Weitere Informationen:
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Redaktor Daniel Dreier
Daniel Dreier ist Redaktor und Experte für Geldthemen bei moneyland.ch.
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