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News: Telekom

Swiss Open Fiber: Sunrise und Salt bauen Glasfaser-Anschlüsse

19. Mai 2020 - Ralf Beyeler

Sunrise und Salt spannen für den Glasfaser-Ausbau zusammen. Ralf Beyeler, Telekom-Experte beim unabhängigen Online-Vergleichsdienst moneyland.ch, beantwortet die wichtigsten Fragen rund um die neue Kooperation.

Am 19. Mai 2020 haben die beiden Schweizer Telekom-Anbieter Sunrise und Salt eine strategische Partnerschaft für den Ausbau von Glasfaser-Anschlüssen in der Schweiz bekanntgegeben. Dazu gründen die beiden Unternehmen die Firma «Swiss Open Fiber».

Warum bauen Sunrise und Salt nun ebenfalls Glasfaser-Anschlüsse?

In der Schweiz sind derzeit rund ein Drittel aller Haushalte mit einem Glasfaseranschluss (FTTH) erschlossen. Swiss Open Fiber möchte für einen weiteren Drittel der Haushalte einen FTTH-Zugang schaffen.

Dabei handelt es sich um Ortschaften, die bisher keine FTTH-Anschlüsse hatten – weder von der Swisscom noch von lokalen Energiegesellschaften. Die neue Allianz möchte vor allem Agglomerationen erschliessen.

Sunrise und Salt kritisieren, dass sie die fehlende schweizweite Infrastruktur daran hindere, ihre Produkte auszubauen. Ausserdem üben sie Kritik am angekündigten FTTH-Ausbau des Schweizer Marktführers Swisscom, die so ihre «Monopol-Stellung» weiter stärken könne.

«Schlussendlich möchten Sunrise und Salt mit dieser Allianz Druck auf Swisscom ausüben», so Ralf Beyeler von moneyland.ch.

Was bedeutet die neue Konkurrenz für Swisscom?

Swisscom kommt unter Druck.

Swisscom hat den Ausbau mit FTTH-Anschlüssen in den letzten Jahren vernachlässigt. Gebaut hat Swisscom ihre FTTH-Anschlüsse vor allem dort, wo Stadtwerke und Energieversorger ein FTTH-Netz bauen wollten.

Bei solchen Projekten ist Swisscom in der Regel als Partner eingestiegen und hat gemeinsam mit dem Stadtwerk oder Energieversorger ein modernes Glasfasernetz erstellt. So geschehen auch in den grossen Städten Basel, Bern und Zürich.

Vor kurzem hat Swisscom angekündigt, dass sie vermehrt wieder FTTH-Anschlüsse bauen möchte. Verschiedene Konkurrenten haben aber die dafür geplante «wettbewerbsfeindliche» Technologie kritisiert.

Es ist gut möglich, dass Sunrise und Salt die neue Allianz Swiss Open Fiber lanciert haben, damit Swisscom ihre Strategie überdenkt. «Es wäre denkbar, dass mittelfristig Swisscom mit Swiss Open Fiber zusammen das Schweizer FTTH-Netz gemeinsam ausbaut», so Ralf Beyeler. Damit wären die neuen FTTH-Anschlüsse schneller verfügbar.

Wie lange dauert der Ausbau?

Der Ausbau soll zwischen fünf bis sieben Jahren dauern. Das Ziel von Swiss Open Fiber ist es, bis 2027 1.5 Millionen Schweizer Haushalte mit FTTH zu erschliessen.

Können auch andere Anbieter die FTTH-Anschlüsse von Sunrise und Salt nutzen?

Ja. Swiss Open Fiber ist eine offene Plattform. Damit können auch andere Anbieter die Glasfaser-Anschlüsse von Sunrise und Salt nutzen.

Welche Kantone haben bei der Glasfaser die Nase vorn?

Es gibt grosse Unterschiede bei der Abdeckung von FTTH-Anschlüssen in den einzelnen Kantonen. Spitzenreiter ist der Stadtkanton Basel-Stadt: Bereits 84 Prozent aller Haushalte verfügen gemäss Swiss Open Fiber über einen FTTH-Anschluss.

Ebenfalls überdurchschnittlich stark verbreitet sind FTTH-Anschlüsse in den Kantonen Appenzell-Ausserrhoden (74%), Nidwalden (57%) und Wallis (53%). Schlusslichter sind die Kantone Neuenburg (1%), Glarus (2%) und Jura sowie Uri (je 4%). Interessant ist, dass auch die Kantone Zürich (33%), Genf (29%), Waadt (34%) und Aargau (10%) nur verhältnismässig wenige Haushalte mit FTTH erschlossen haben.

Werden jetzt mehrere FTTH-Netze für die gleichen Haushalte gebaut?

Sunrise und Salt betonen, dass sie dort ausbauen wollen, wo die Kunden bisher keinen Glasfaser-Anschluss erhalten können. Swisscom hat kürzlich ebenfalls angekündigt, FTTH ausbauen zu wollen.

«Es wäre aber unsinnig, wenn sowohl Swisscom als auch die neue Allianz von Sunrise und Salt ein separates FTTH-Netz bauen würden», meint Ralf Beyeler. «Daher ist es naheliegend, dass Swisscom, Sunrise und Salt an vielen Orten gemeinsam die FTTH-Netze ausbauen werden.»

In der Schweiz wird normalerweise das so genannte Vierfaser-Modell angewendet. Das heisst, dass an einem Ort nur ein Netz mit vier Glasfasern bis in die Haushalte verlegt wird. Eine Faser ist für Swisscom, eine weitere in der Regel für ein lokales Elektrizitätswerk bestimmt. Zwei weitere Fasern werden für Unternehmen verlegt, die eine Faser kaufen möchten. Damit könnten Swisscom, die neue Allianz von Sunrise mit Salt und je nach Region oder Stadt lokale Anbieter je eine Faser nutzen.

Profitieren Kunden von Swiss Open Fiber?

Nach dem Ausbau ist Glasfaser (FTTH) in zwei von drei Haushalten verfügbar. Damit verdoppelt sich die Anzahl der Haushalte, in denen sehr schnelles und stabiles Internet via FTTH verfügbar ist. Die Kunden haben damit auch eine grössere Auswahl an Internet-Anbietern als heute.

In vielen Haushalten ist heute einzig über den Anschluss des am Ort tätigen Kabelnetzbetreibers wie UPC oder Quickline eine sehr schnelle Internet-Verbindung verfügbar. Alle anderen Anbieter können Internet-Abos nur über die meist langsame Swisscom-Leitung anbieten. Mit dem neuen Netz können diese Anbieter ebenfalls sehr schnelle Internet-Anschlüsse offerieren.

Wird es für Kunden mit dem neuen Glasfaser-Ausbau günstiger?

Natürlich kostet der Ausbau viel Geld. Das geplante Swiss Open-Fiber-Netzwerk möchte 1.5 Millionen Haushalte mit FTTH erschliessen. Die Kosten dafür werden auf bis zu 3 Milliarden Franken geschätzt.

Für den Kunden wird es dadurch also nicht unbedingt günstiger. Allerdings werden Schweizer Telekom-Kunden in Zukunft eine grössere Auswahl an Internet-Abos haben. Schon heute gibt es viele günstigere Glasfaser-Angebote, die nicht über das Telefonnetz verfügbar sind.

Unter Druck dürften auch die hohen Abokosten der Kabelnetz-Betreiber wie UPC kommen. UPC kann heute hohe Gebühren verlangen, da sie an vielen Orten als einziger Anbieter wirklich schnelles Internet anbieten kann.

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Experte Ralf Beyeler
Ralf Beyeler ist Telekom- und Geld-Experte bei moneyland.ch.