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Gamestop-Hype: Auch in der Schweiz möglich?

4. Februar 2021 - Benjamin Manz

Der Hype rund um die amerikanische Gamestop-Aktie hat weltweit viel Staub aufgewirbelt. Ist ein solches Ereignis auch in der Schweiz denkbar? Wie teuer ist der Kauf der Gamestop-Aktie bei Schweizer Banken? moneyland.ch hat für Sie recherchiert.

Das Gamestop-Phänomen ist weltweit ein Medienthema – auch in der Schweiz. Auch einzelne Schweizer Trader haben in die Gamestop-Aktie investiert. moneyland.ch hat bei den führenden Schweizer Online-Trading-Banken nachgefragt und beantwortet für Sie die wichtigsten Fragen.

Worum geht es beim Gamestop-Hype?

Gamestop ist ein amerikanischer Detailhändler, der Computerspiele verkauft. Der Konzern hat weltweit Tausende von Filialen, darunter auch einige in der Schweiz. Aufgrund des kaum digitalisierten Geschäftsmodells haben verschiedene Hedgefonds die Gamestop-Aktie leerverkauft, das heisst auf sinkende Kurse gewettet.

Im Reddit-Forum Wallstreetbets, das Millionen von Mitgliedern hat, tauschen sich vor allem Kleinanleger und Trader über verschiedene Börsendeals aus. Viele der Trader nutzen Gratis-Trading-Apps wie Robinhood und berichten im Forum dann über ihre Gewinne und Verluste. 

Die «Wallstreetbets-Crowd» hatte sich darauf eingeschworen, möglichst viele Gamestop-Aktien zu kaufen, um den Gamestop-Aktienkurs in die Höhe zu treiben und den milliardenschweren Hedgefonds eins auszuwischen. Tatsächlich hat das zumindest kurzfristig geklappt: Der Kurs stieg von unter 20 USD Anfang 2021 innert eines Monats bis auf ein kurzzeitiges Hoch von 480 USD am 28. Januar 2021.

Einige Wallstreetbets-Trader wurden so zu Millionären, während einzelne Hedgefonds riesige Verluste erlitten. Viele Kleinanleger haben sich nach der kurzfristigen Aktienrally beim folgenden Kurseinbruch allerdings auch eine blutige Nase geholt. 

Das Gamestop-Phänomen wird aus mehreren Gründen weltweit diskutiert:

1. Dank Social Media sehen Kleinanleger zum ersten Mal die Möglichkeit, gegen die übermächtigen Hedgefonds der Wallstreet anzukommen. Dank der Macht von Internet-Communities ist es möglich, sich in grossen Gruppen zu koordinieren und Börsenkurse gezielt zu beeinflussen. Natürlich können sich aber auch grossen Finanzfirmen anonym unter die Communities mischen.

2. Auch die umstrittene Börsentaktik des Leerverkaufens (Short Selling), wie sie von amerikanischen Hedgefonds betrieben wird, wirft wieder Wellen. 

3. Ein weiteres Thema ist die Rolle von populären Gratis-Broker-Apps. Die von den Tradern meist genutzte Broker-App Robinhood hat die Kaufmöglichkeit der Gamestop-Aktie kurzzeitig gestoppt und nur noch den Verkauf der Aktie ermöglicht. Ähnlich ist Deutschlands beliebteste Gratis-Broker-App Trade Republic vorgegangen. 

Das hat die Trader-Community, die den Aktienkurs hochtreiben wollte, natürlich verärgert. Dem Gratis-Broker Robinhood wird vorgeworfen, mit den Hedgefonds unter einer Decke zu stecken. Tatsächlich besteht ein wesentliches Geschäftsmodell von Robinhood darin, die Kundenaufträge an verschiedene Hedgefonds weiterzuleiten. Darunter ist auch mindestens ein Hedgefonds, der an einem Kurszerfall der Gamestop-Aktie interessiert war.

Konnten Gamestop-Aktien bei Schweizer Banken jederzeit gekauft werden?

Gratis-Broker wie Robinhood und Trade Republic sind in die Kritik geraten, weil sie die Kaufmöglichkeit von einzelnen Aktien wie Gamestop kurzzeitig gestoppt hatten. 

Bei Schweizer Trading-Plattformen konnte die Gamestop-Aktie jederzeit bei Schweizer Trading-Plattformen gekauft werden. Das bestätigen gegenüber moneyland.ch unter anderem Bank Cler, Cash Zweiplus, Credit Suisse, Raiffeisen, Swissquote, TradeDirect (BCV) sowie die Zürcher Kantonalbank. PostFinance teilt mit, dass die Kaufmöglichkeit nie gestoppt, allerdings durch ihren Broker bedingt zwischenzeitlich verzögert wurde.

Ist bei Schweizer Banken auch ein Kaufstopp von einzelnen Aktien möglich?

Das kann auch bei Schweizer Banken vorkommen, allerdings in der Regel nur aufgrund von Regulationen und Sanktionen.

So teilt Raiffeisen mit, dass ein Aktienkauf im Rahmen von Länder- und Marktrestriktionen gestoppt werden könne. Gemäss der Zürcher Kantonalbank gibt es Szenarien, «in denen wir aufgrund regulatorischer Vorgaben oder Sanktionen den Handel in einzelnen Titel oder Marktsegmenten einschränken müssen». 

PostFinance äussert sich gegenüber moneyland.ch so: «Ein allfälliger Handelsstopp erfolgt, wenn dies die in- oder ausländischen Börsen- und Finanzmarktaufsichten verlangen. Auch bei Penny Stocks wird der Handel aufgrund verschärfter Geldwäschereibestimmungen in den USA und zunehmend auch in anderen Ländern eingeschränkt».

Bank Cler teilt mit, dass die blosse Kursentwicklung alleine kein Grund sei, Kundenaufträge zu stoppen. Dies geschehe nur bei Verdacht auf Verstoss gegen die geltenden Marktverhaltensregeln.

Gemäss Swissquote gibt es bei ihnen nur dann einen Kaufstopp, wenn dieser von einer Börse aus verhängt wird.

Wie teuer ist der Kauf von Gamestop-Aktien bei Schweizer Banken? 

Der Kauf und Verkauf von Gamestop-Aktien an der Hauptbörse NYSE (New York Stock Exchange) kostet bei Schweizer Online-Trading-Plattformen unterschiedlich viel. 

Unter der Annahme, dass der Kurs einer Gamestop-Aktie 50 USD beträgt, kostet eine Transaktion (Kauf oder Verkauf) im Schweizer Online-Trading zwischen 9.90 und 95 Franken. Dazu kommen je nach Bank unterschiedliche Kosten wie Wechselkurskosten, Konto-, Depotgebühren und Börsengebühren. Bei jedem Trade fällt ausserdem eine staatliche Umsatzabgabe (in diesem Beispiel 10 Rappen) an. Ein individueller Broker-Vergleich lohnt sich, um alle Gebühren zu vergleichen.

Schweizer Bank Kaufkosten für eine Gamestop-Aktie (nur Courtage)
TradeDirect (BCV) CHF 9.90
Cornèrtrader CHF 12 (wenn Depot über CHF 75’000)
Swissquote CHF 15.85
Cornèrtrader CHF 25 (wenn Depot unter CHF 75’000)
PostFinance CHF 25
Cash - banking by bank zweiplus CHF 29
Migros Bank CHF 40
Credit Suisse (Invest Compact) CHF 45
ZKB Onlinebank CHF 50
Bank Cler (E-Depot) CHF 60
Raiffeisen CHF 60
UBS CHF 60
Credit Suisse (Direct Net) CHF 95


Verkaufen auch Schweizer Banken Kundenaufträge weiter?

Ein wesentlicher Bestandteil des Geschäftsmodells von Robinhood und anderen Gratis-Brokern besteht in der Weitergabe der Kundenaufträge an Drittfirmen wie Hedgefonds (Market Makers) gegen eine Provision. Dieses Geschäftsmodell (auch bekannt unter dem Namen «Payment for Order Flow») gilt als besonders problematisch.

Auf Anfrage von moneyland.ch verneinten alle Schweizer Banken, dass Kundenaufträge gegen Provision weitergegeben werden. 

Verleihen Schweizer Banken Aktien ihrer Kunden weiter?

Die meisten Schweizer Banken verleihen keine Aktien weiter. Das ist auch bei der Bank Cler, Cash Zweiplus, Migros Bank, Raiffeisen, PostFinance, Swissquote und TradeDirect nicht der Fall.

Bei der Zürcher Kantonalbank und der Credit Suisse ist die Dienstleistung «Securities Lending» möglich, vor allem für grosse institutionelle Kunden.

Sind Leerverkäufe auch bei Schweizer Banken möglich?

Leerverkäufe sind bei den meisten Schweizer Banken nicht möglich. Darunter auch nicht bei der Bank Cler, Cash Zweiplus, Migros Bank, PostFinance, Raiffeisen, Swissquote, TradeDirect und der Zürcher Kantonalbank. Bei der Credit Suisse ist Short Selling prinzipiell möglich, allerdings nur wenn die Aktie tatsächlich existiert (kein «Naked Short Selling»). Auf fallende Kurse können die Kunden bei vielen Schweizer Banken trotzdem setzen (zum Beispiel mit Optionen oder CFDs).

Wächst der Einfluss von Trader-Communities auch auf Schweizer Aktienkurse?

Börsenforen, Börsenbriefe und Medienberichte über Aktientitel gibt es schon lange. Auch manipuliert wurden Börsenkurse schon immer.

Die PostFinance stellt fest, dass Aktientitel, die in den Medien öfters erwähnt werden, häufiger gehandelt werden. In der Schweiz gibt es aber noch keine vergleichbar organisierte Community wie das Reddit-Forum Wallstreetbets. 

Marc Bürki, CEO von Swissquote, kann sich aber vorstellen, dass auch andere Trader-Communities nun versuchen, ähnliche Aktionen wie Wallstreetbets auszulösen. 

Dabei handeln viele Forenteilnehmer wohl in einem rechtlichen Graubereich, wenn sie versuchen, einen gezielten Einfluss auf Aktienkurse zu nehmen. Gemäss Bank Cler zumindest könnten entsprechende Sachverhalte «unter Umständen gar als Markt- oder Kursmanipulation strafbar sein».

Schweizer Aktien werden wohl aber – zumindest in nächster Zeit – nicht im grossen Stil vom neuen Phänomen betroffen sein. An Schweizer Börsen fehlen nämlich, so teilt Raiffeisen mit, die eigentlichen «Penny Stocks», deren Kurse besonders einfach manipulierbar sind. Die Aktienkurse der grossen SMI-Werte können aufgrund der Marktkapitalisierung kaum signifikant von Kleinanlegern bewegt werden. Ausserdem sind Schweizer Aktien auf den populären Broker-Apps in der Regel noch nicht gratis handelbar.

Trotzdem: «Mit dem Aufstieg von Social Media und Online-Communities ist der zunehmende Einfluss der «Crowd» auf das Börsengeschehen vorprogrammiert», so Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch. 

Was unterscheidet Schweizer Banken von Gratis-Trading-Apps?

Die Handelsplattformen von Schweizer Banken sind in der Regel wesentlicher teurer als internationale Gratis-Broker. Auch die Trading-Apps sind nicht immer so intuitiv wie die Broker-Apps von Robinhood & Co.

Allerdings gibt es auch einige Vorteile von Schweizer Brokern.

So garantiert die Schweizer Banklizenz eine deutlich höhere Sicherheit, als sie die häufig nur ungenügend regulierten Broker im Ausland leisten können. Schweizer Trading-Plattformen sind in ein umfassenderes Trading- und Banken-Angebot eingebettet. 

Ausserdem werden keine Transaktionen an Hedgefonds weitergegeben und damit keine schlechteren Kurse riskiert. Oder in den Worten von Marc Bürki, CEO von Swissquote: «Die Transaktionen gehen direkt an die Börse – wir haben keine Interessenkonflikte».

Weitere Informationen:
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Benjamin Manz ist Geschäftsführer von moneyland.ch und unabhängiger Experte für Banken- und Finanzthemen.