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News: Versicherungen

PostFinance vertreibt jetzt auch Autoversicherungen

21. Dezember 2018 - Benjamin Manz

PostFinance steigt ins Geschäft mit Motorfahrzeugversicherungen ein. moneyland.ch hat bei der PostFinance nachgefragt und das neue Produkt analysiert.

PostFinance bietet neu auch Motorfahrzeugversicherungen an. Die Versicherungen sind vorerst nur für Post- und PostFinance-Mitarbeitende erhältlich, sollen aber zu einem späteren Zeitpunkt für alle Schweizerinnen und Schweizer zugänglich sein.

Interessant: Die Autoversicherungen sollen auch in Zukunft nur digital erhältlich sein. Offensichtlich wäre die Beratung in der Filiale bezüglich Autoversicherungen zu kosten- und beratungsintensiv.

Weshalb offeriert PostFinance neu auch Autoversicherungen?

Gemäss PostFinance entspricht es ihrer Strategie, neue «zinsunabhängige» Ertragsquellen in «banknahen» Geschäftsfeldern zu erschliessen. PostFinance ist also der Meinung, dass es sich bei Versicherungen um ein banknahes Geschäftsfeld handelt. Bereits jetzt vertreibt die PostFinance Lebensversicherungen in Kooperation mit AXA.

Autoversicherungen sind aber weniger «banknah» als Lebensversicherungen. Insofern überrascht der Markteintritt der PostFinance in diesem Bereich.

Wird die PostFinance bald zum «Allfinanz»-Anbieter?

PostFinance betont gegenüber moneyland.ch, dass sie eine Bank ist und bleibt. Sie schliesst aber einen Ausbau des Versicherungsangebots nicht aus.

Ein Blick in die Vermittlerinformationen zeigt, dass Sach-, Haftpflicht- und Personenversicherungen in Zukunft nicht ausgeschlossen sind. Zusätzlich umfasst das Portfolio Reise- und Rechtsschutzversicherungen.

Verschiedene Schweizer Banken und Versicherungen arbeiten heute bereits zusammen. Allerdings fristen Allfinanz-Kooperationen in der Schweiz bislang eher ein Nischendasein.

«Mit der fortschreitenden Digitalisierung und der zunehmenden Konkurrenz könnte Allfinanz zukünftig wieder ein grösseres Thema werden. Auch im Banking wird es in Zukunft vermehrt digitale Konkurrenz aus dem Ausland geben», so Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch. Auch Banken werden vermehrt versuchen, in verschiedenen Bereichen Cross- und Up-Selling über ihren bisherigen Kundenstamm zu betreiben.

Wie schneiden die Autoversicherungen der PostFinance im Vergleich ab?

Die Prämien sind bislang nur für Post- und PostFinance-Mitarbeitende zugänglich. Diese könnten sich ausserdem beim allgemeinen Markteintritt nochmals ändern. Erwartet werden allgemein verhältnismässig tiefe Prämien.

Allerdings gibt es in der Schweiz bereits einige Online-Autoversicherungen mit einer Billigpreis-Strategie.

Bezüglich Leistungen ist die angebotene Versicherung in vielen Punkten ähnlich wie andere Schweizer Autoversicherungen. Typisch ist etwa eine dreimonatige Kündigungsfrist (besser wäre eine einmonatige Kündigungsfrist, wie sie einige Schweizer Versicherungen kennen).

Positiv zu vermerken ist, dass die Autoversicherung auf ein Bonus-Malus-System verzichtet, wie es etwa Versicherungen von Dextra und Zurich ebenfalls tun.

Negativ fallen die Entschädigungen im Fall eines Totalschadens auf – diese gehören zu den schlechtesten aller Schweizer Autoversicherungen.

Eher restriktiv ist auch die Bedingung, dass der Versicherungskunde (der häufigste Lenker) mindestens 23 Jahre alt sein und seit mindestens 3 Jahren über einen Fahrzeugausweis verfügen muss. Junge Lenker mit einem höheren Unfallrisiko möchte man damit gar nicht erst als Kunden gewinnen.

Ist PostFinance jetzt auch eine Versicherung?

Nein. PostFinance ist selbst keine eigentliche Versicherungsfirma, sondern vertreibt die Versicherungen nur im Auftrag der Schweizer Firma TONI Digital Insurance Solutions AG. TONI wiederum ist Vermittler der Versicherungen der Münchener Rück-Gruppe (Great Lakes Insurance SE dere Munich RE), die eine Schweizer Zweigniederlassung in Baar hat.

Weshalb arbeitet die PostFinance nicht mit einer Schweizer Versicherung zusammen?

Die PostFinance antwortet, dass sie in Zusammenarbeit mit der Münchener Rück-Gruppe attraktive Konditionen anbieten könne. Sprich: Die PostFinance erzielt mit dieser Kooperation wohl bessere Margen, als es mit Angeboten von Schweizer Versicherern möglich gewesen wäre.

Wird PostFinance den Markt für Autoversicherungen verändern?

PostFinance vertreibt bereits jetzt Lebensversicherungen von AXA. Auch im Bereich Hypotheken ist die PostFinance bloss eine Vermittlerin von Hypotheken der Valiant und Münchner Hypothekenbank.

In diesen Geschäftsbereichen erhält die PostFinance also quasi nur eine Vermittlergebühr. In allen Bereichen, in denen PostFinance bloss Vermittlerin ist, hat die PostFinance die Märkte bislang nicht richtig aufgemischt.

«Der Schweizer Markt für Autoversicherungen wird sich durch den Markteintritt der PostFinance vorerst kaum verändern», prognostiziert Benjamin Manz. Um wirklich Staub aufzuwirbeln, müsste die PostFinance herausragende neue Konditionen anbieten und gleichzeitig hohe Summen ins digitale Marketing investieren. Ein eher unwahrscheinliches Szenario.

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Experte Benjamin Manz
Benjamin Manz ist Geschäftsführer von moneyland.ch und unabhängiger Experte für Banken- und Finanzthemen.