Ein Tracker-Zertifikat ist ein strukturiertes Finanzprodukt, mit dem Kundinnen und Kunden in einen Basiswert investieren können, ohne diesen selbst zu besitzen. Das Prinzip ist ähnlich wie bei einem Fonds: Der Tracker (englisch für «Verfolger») verfolgt die Entwicklung eines Basiswerts (zum Beispiel eine oder mehrere Aktien). Sie kaufen ein Zertifikat auf diesen Tracker. Nimmt der Basiswert zu, steigt auch der Wert Ihres Zertifikats – und wenn der Basiswert einbricht, geschieht beim Zertifikat das Gleiche.
Sie können Tracker-Zertifikate an den Börsenplätzen, an denen sie kotiert sind, kaufen. Bei vielen Zertifikaten hat deren Preis ein Bezugsverhältnis von 1:100 zum Basiswert des Trackers. Das bedeutet, dass Sie zu einem niedrigeren Betrag in das Zertifikat investieren können, als wenn Sie direkt den jeweiligen Basiswert kaufen würden. Beispiel: Sie investieren in ein Tracker-Zertifikat, dessen Basiswert ein Aktienkorb mit einem Gesamtpreis von 10’000 Franken ist. Bei einem Bezugsverhältnis von 1:100 kostet das Zertifikat 100 Franken. Steigt der Preis später um 10 Prozent (auf 11’000 Franken), gilt dasselbe für Ihr Zertifikat (es ist nun 110 Franken wert).
Häufig basieren Tracker auf konkreten Themen. So gibt es beispielsweise Tracker, die den Wert verschiedener Kryptowährungen oder die Aktienkurse von Firmen mit hoher Gender-Diversität verfolgen. Der Tracker kann auch an einen Index gekoppelt sein. Dann bildet er, ähnlich wie ein ETF oder Index-Fonds, die im Index enthaltenen Basiswerte ab. Bei solchen Produkten spricht man auch von Indexzertifikaten.
Mit Tracker-Zertifikaten können Sie auch auf negative Kursentwicklungen setzen. Dies geschieht mit sogenannten Bear-Tracker-Zertifikaten. Diese Tracker verfolgen Short-Positionen.
Achtung: Bei Tracker-Zertifikaten erhalten Sie in der Regel keine Dividenden. Wenn Ihr Tracker die Aktie einer Firma enthält, die Dividenden zahlt, gehen diese Beträge für Sie verloren. Teils erhalten Sie vom Anbieter des Zertifikats aber einen Ausgleich.
Manche Tracker-Zertifikate haben ein Verfallsdatum. Das bedeutet, dass der Basiswert nur für eine bestimmte Zeit (zum Beispiel ein Jahr lang) nachgebildet wird. Am Ende dieses Zeitraums wird das Zertifikat fällig – meist bedeutet das, dass den Besitzerinnen und Besitzern dessen Wert ausgezahlt wird.
Im Gegensatz zu Fondsanteilen handelt es sich bei Tracker-Zertifikaten um eine Schuldverschreibung beim Emittenten (zum Beispiel der Bank, die das Zertifikat herausgibt). Das heisst, der Basiswert, in den Sie investieren, gehört nicht Ihnen, sondern er ist Teil des Vermögens des Emittenten selbst. Fonds hingegen gelten in der Schweiz als Sondervermögen und die Investmentgesellschaft ist nicht deren rechtlicher Eigentümer.
In der Praxis spüren Investorinnen und Investoren davon meistens nichts. Sollte die Investmentgesellschaft allerdings zahlungsunfähig werden, macht es einen grossen Unterschied, ob Sie ein Tracker-Zertifikat oder einen Fondsanteil besitzen. Denn Tracker-Zertifikate sind im Fall der Insolvenz nicht geschützt und werden darum Teil der Konkursmasse.
Sollte der Anbieter eines Tracker-Zertifikats konkurs gehen, kann es gut sein, dass Sie einen Teil des Investments oder sogar das gesamte in Zertifikate investierte Geld verlieren. Diese Gefahr wird Emittentenrisiko genannt. Wer Tracker-Zertifikate kauft, trägt das Emittentenrisiko selbst.
Da es sich bei Tracker-Zertifikaten um komplexe strukturierte Produkte handelt, sind sie mit besonderem Risiko verbunden. Bevor Sie ein solches Zertifikat kaufen, sollten sie unbedingt dessen Dokumentation und auch das Kleingedruckte genau studieren.