Mithilfe von Entnahmeplänen und Leibrenten können Sie Ersparnisse in ein regelmässiges Einkommen verwandeln. Dieser Ratgeber beantwortet die wichtigsten Fragen zu Entnahmeplänen und privaten Rentenversicherungen.
Was ist ein Entnahmeplan?
Bei einem Entnahmeplan entnehmen Sie in regelmässigen Abständen einen festen Betrag aus Ihren Ersparnissen. Ein Entnahmeplan kann in verschiedenen Situationen sinnvoll sein. Beispiele hierfür sind:
- Sie möchten vorzeitig in den Ruhestand gehen, aber lieber selbst für Ihren Vorruhestand vorsorgen, anstatt eine vorzeitige Rente von der AHV und Ihrer Pensionskasse zu beziehen.
- Ihre Renten aus der AHV und Ihrer Pensionskasse reichen nicht aus. Dies könnte beispielsweise der Fall sein, wenn Sie Berufspausen eingelegt haben, selbstständig waren, vorzeitige Bezüge aus Ihrer Pensionskasse getätigt haben oder nicht Ihr gesamtes Berufsleben in der Schweiz verbracht haben.
- Sie möchten nach Ihrer Pensionierung über das gleiche Budget wie während Ihres Berufslebens verfügen – oder sogar über ein höheres.
Wenn Sie Ihre Säule 3a auflösen oder wenn Sie Ihre Vorsorgeleistungen aus der zweiten Säule ganz oder teilweise als Kapital beziehen, können Sie mit einem Entnahmeplan diese Gelder in mehrere kleinere Bezüge aufteilen, um Ihr Einkommen aufzubessern.
Welche Arten von Entnahmeplänen gibt es?
Sie können Entnahmepläne auf verschiedene Weise gestalten. Welcher Typ für Sie am besten geeignet ist, hängt weitgehend von Ihrer Risikoneigung ab.
- Entnahmeplan mit Sparkonto: Sie legen Ihre Ersparnisse auf einem Sparkonto an und richten einen Dauerauftrag ein. So wird Ihnen in regelmässigen Abständen (zum Beispiel monatlich) ein bestimmter Betrag aus dem angesparten Geld von Ihrem Sparkonto auf Ihr Privatkonto überwiesen.
Das Geld auf dem Sparkonto wird bis zur Auszahlung weiter verzinst. Der Wert Ihrer angesparten Beträge schwankt nicht, was die Planung erleichtert. Zudem gelten Sparkonten als sicher. Im Gegenzug nehmen Sie jedoch geringe Renditen in Form von Zinsen in Kauf. Mit dem interaktiven Schweizer Sparkonto-Vergleich finden Sie ganz einfach die Banken mit den höchsten Zinsen.
- Entnahmeplan mit einer gemischten Lebensversicherung: Viele Schweizer Versicherungsanbieter bieten Auszahlungspläne in Kombination mit gemischten Lebensversicherungen an, die auch als Sparversicherungen bezeichnet werden. Mit einem Teil der Versicherungsprämien wird Vorsorgekapital angespart (der Rückkaufswert). Nach der Pensionierung – oder einem von Ihnen definierten Datum – erhalten Sie regelmässig Leistungen. Entnahmepläne auf Basis von Lebensversicherungen sind oft kompliziert und unflexibel. Von gemischten Lebensversicherungen ist generell abzuraten.
- Entnahmeplan mit Kapitalanlagen: Sie legen Ihr Geld über eine Bank in einen Fonds (zum Beispiel einen ETF) oder über einen Vermögensverwalter in ein Anlageportfolio an. Während der Entnahmephase verkaufen Sie in regelmässigen Abständen (zum Beispiel monatlich) Vermögenswerte im Wert eines bestimmten Betrags und überweisen das daraus resultierende Geld auf Ihr Privatkonto für Ihre Ausgaben.
Das im Fonds oder Portfolio verbleibende Geld bleibt angelegt und kann je nach Art der Anlage und Marktbedingungen weiter an Wert gewinnen. Der Nachteil ist, dass der Wert Ihrer Vermögenswerte schwankt und immer ein Verlustrisiko besteht. Dafür besteht jedoch die Chance, über lange Zeiträume deutlich höhere Renditen zu erzielen als mit einem Sparkonto, wie der historische Schweizer Renditerechner zeigt.
Automatisierte Auszahlungspläne von Banken und Vermögensverwaltungen
Viele Schweizer Banken und Robo-Advisors bieten spezielle Fonds-Entnahmepläne an, die den Verkauf von Vermögenswerten und die Überweisung des Geldes automatisieren. Oft sind diese mit einem Fondssparplan kombiniert. Der Fondssparplan dient der Ansparphase (zum Beispiel bis zum Erreichen des Rentenalters). Am Ende der Ansparphase wird der Sparplan automatisch in einen Entnahmeplan umgewandelt.
Der Mindestsparbetrag und der Mindestentnahmebetrag variieren je nach Anbieter.
In den detaillierten Vergleichen im Ratgeber zu Schweizer Fondssparplänen erfahren Sie, welche Banken und Robo-Advisors Fondssparpläne anbieten, die Sie als Entnahmepläne nutzen können. Dort können Sie auch die anfallenden Gebühren und die maximale Anzahl an Fonds, die Sie in einem Entnahmeplan verwenden können, vergleichen.
Wie beeinflussen Renditen die Entnahmepläne?
Für wie lange Sie von Ihrem angesparten Kapital zehren können, hängt massgeblich von der Rendite ab, die Sie auf das nicht entnommene Geld erzielen.
Beispiel für einen Entnahmeplan mit Sparkonto: Sie beziehen bei Ihrer Pensionierung 200'000 Franken aus der Säule 3a. Sie legen diese auf einem gebührenfreien Sparkonto an, das mit 0.5 Prozent pro Jahr verzinst wird. Zu Beginn jedes Monats heben Sie 1000 Franken ab. Die 200’000 Franken zuzüglich der Zinsen würden Ihnen knapp 17 Jahre und vier Monate lang reichen.
Beispiel für einen Entnahmeplan mit Kapitalanlagen: Sie beziehen bei Ihrer Pensionierung 200'000 Franken aus der Säule 3a. Sie investieren das Geld in ein Aktienportfolio, das zufällig eine durchschnittliche Rendite von 4 Prozent erzielt, und zahlen Vermögensverwaltungs- und Fondsgebühren in Höhe von insgesamt 0,5 Prozent Ihres investierten Vermögens. Sie heben zu Beginn jedes Monats 1000 Franken ab. Die 200’000 Franken plus die erzielten Renditen würden Ihnen knapp 24 Jahre und acht Monate lang reichen.
Mit dem Renten-Rechner von moneyland.ch können Sie die Auswirkungen von Zinsen oder anderen Erträgen auf Ihre Entnahmen simulieren.
Wenn der Entnahmebetrag, zusammen mit den Gebühren, die Sie zahlen, immer gleich oder niedriger ist als die Höhe der Zinsen oder der Rendite, können Sie dauerhaft von Ihrem Kapital zehren. Dies wird als ewige Rente bezeichnet.
Beispiel für eine ewige Rente: Sie beziehen bei Ihrer Pensionierung 200'000 Franken aus der Säule 3a. Sie legen das Geld in ein Aktienportfolio an, das eine durchschnittliche Rendite von 4 Prozent erzielt, und zahlen Vermögensverwaltungs- und Fondsgebühren in Höhe von insgesamt 0.5 Prozent Ihres investierten Vermögens. Sie könnten hypothetisch monatlich rund 570 Franken allein aus den Erträgen entnehmen, ohne jemals Ihre 200’000 Franken anzurühren.
In der Praxis können die Renditen von Aktienanlagen und die Zinsen auf Sparkonten schwanken, sodass es Zeiten geben kann, in denen die Rendite deutlich unter oder über vier Prozent liegt. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, eine Entnahmerate zu wählen, die deutlich unter Ihrer erwarteten Rendite liegt.
Mit dem Rechner «Ewige Rente» von moneyland.ch können Sie anhand Ihres Sparbetrags und der durchschnittlichen Rendite berechnen, wie viel Geld Sie als ewige Rente entnehmen könnten. Nützliche Informationen finden Sie auch im Ratgeber zur 4-Prozent-Regel.
Kassenobligationen und Termingeldkonten als Alternative
Die Erstellung eines Entnahmeplans mit Sparkonten oder Aktienanlagen ist schwierig, da die Renditen schwanken. Wenn Ihnen genau planbare Renditen wichtig sind, können Kassenobligationen und Termingeldkonten eine Alternative für Entnahmepläne mit kurzen Laufzeiten von bis zu zehn Jahren sein. Termingeldkonten und Kassenobligationen haben sowohl eine feste Laufzeit als auch einen festen Zinssatz, der während der gesamten Laufzeit unverändert bleibt.
Beispiel für einen Auszahlungsplan mit Termingeldkonten: Sie beziehen bei Ihrer Pensionierung 200'000 Franken aus der Säule 3a. Sie teilen das Geld in zehn Teile zu je 20’000 Franken auf und legen jeweils einen Teil in zehn verschiedene Festgeldkonten mit Laufzeiten von einem, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun und zehn Jahren an. Diese Festgeldkonten sind gebührenfrei, und der jährliche Zinssatz beträgt 0.5 Prozent für alle zehn Festgeldkonten. Jedes Jahr wird eines der Festgeldkonten fällig und die 20’000 Franken für dieses Jahr werden ausgezahlt. Im ersten Jahr erhalten Sie 1000 Franken Zinsen. Danach verringert sich die Zinszahlung um 100 Franken pro Jahr, sodass Sie über die zehn Jahre insgesamt 5500 Franken Zinsen erhalten.
Der Nachteil von Termingeldkonten und Kassenobligationen ist, dass sie unflexibel sind, da Ihr Geld für die Dauer der festgelegten Laufzeit gesperrt ist. Eine vorzeitige Kündigung, sofern überhaupt möglich, ist immer mit hohen Strafgebühren verbunden.
Was ist eine Leibrente?
Eine Leibrente – manchmal auch als eine private Rentenversicherung bezeichnet – ist eine Art Versicherung, mit der Sie sich gegen das Risiko absichern können, dass Ihr Erspartes nicht bis zu Ihrem Lebensende reicht. Eine Leibrente wird auch als private Rentenversicherung bezeichnet. Sie unterscheidet sich von einem Entnahmeplan dadurch, dass Sie keine Ersparnisse ansammeln und diese dann entnehmen. Stattdessen verspricht Ihnen eine Versicherungsgesellschaft, Ihnen ab einem bestimmten Zeitpunkt bis zu Ihrem Tod eine lebenslange Rente zu zahlen.
In der Schweiz werden zwei Arten von Leibrenten angeboten:
- Leibrente mit Rückgewähr: Diese Art der Leibrente kombiniert eine Versicherung mit einem Spar- oder Anlage-Teil, ähnlich wie eine gemischte Lebensversicherung. Ein Teil Ihrer Versicherungsprämien wird zur Deckung der tatsächlichen Versicherungskosten verwendet, während ein Teil zum Aufbau eines Rückkaufswerts in der Police und zur Deckung der Verwaltungsgebühren verwendet wird. Der Rückkaufswert zählt zu Ihrem Vermögen und wird Ihren Erben ausgezahlt, wenn Sie vor Beginn der Rentenzahlung sterben. Wie gemischte Lebensversicherungen sind auch Leibrenten mit Rückgewähr kompliziert und unflexibel. Sie sind daher in der Regel nicht zu empfehlen.
- Leibrente ohne Rückgewähr: Hierbei handelt es sich um eine reine Risikoversicherung. Sie zahlen Versicherungsprämien und erhalten im Gegenzug von der Versicherungsgesellschaft die Zusage, dass sie Ihnen ab Erreichen eines bestimmten Alters eine bestimmte Rente zahlt. Die Prämien sind in der Regel deutlich niedriger als bei Leibrenten mit Rückkaufswert. Leibrenten ohne Rückgewähr sind reine Versicherungsprodukte, mit denen Sie sich gegen das «Risiko» eines sehr hohen Lebensalters absichern können, da Sie eine garantierte, lebenslange Rente erhalten.
Wie funktioniert eine Leibrente?
Wie bei der AHV- und Pensionskassen-Rente ist auch die Versicherungsdauer einer Leibrente in zwei Phasen unterteilt:
- Die Aufbauphase: In dieser Zeit zahlen Sie regelmässig Versicherungsprämien. Viele Versicherungsanbieter bieten Ihnen die Möglichkeit, nur eine einmalige Versicherungsprämie zu zahlen. In diesem Fall entfällt die Aufbauphase, da die Prämie vollständig im Voraus gezahlt wird.
- Die Auszahlungsphase: Nach Erreichen des vereinbarten Fälligkeitstermins stellt die Versicherungsgesellschaft die Erhebung von Versicherungsprämien ein und beginnt mit der Auszahlung der Versicherungsleistungen in Form einer monatlichen oder jährlichen Rente. Diese Rente erhalten Sie bis zu Ihrem Tod.
In der Regel entspricht die Rente, die Sie während der Auszahlungsphase erhalten, einem Prozentsatz der gesamten Prämien, die Sie während der Aufbauphase gezahlt haben, zuzüglich einer möglichen Überschussbeteiligung. Dieser Prozentsatz wird als jährlicher Umwandlungssatz bezeichnet.
Wie werden Leibrenten in der Schweiz besteuert?
In der Regel fällt die Leibrentenversicherung unter Säule 3b der Schweizer Altersvorsorge. Die von Ihnen gezahlten Versicherungsprämien können im Rahmen des Steuerabzugs für die Krankenkasse, Säule-3b-Lebensversicherung und Invaliditätsversicherung sowie für Zinserträge aus Spareinlagen geltend gemacht werden. Dieser Steuerabzug ist jedoch begrenzt und wird in den meisten Fällen durch Ihre obligatorischen Krankenkassenprämien vollständig ausgeschöpft.
Sie müssen die Rente, die Sie während der Auszahlungsphase erhalten, als Einkommen deklarieren. Für diese Rente gilt jedoch ein niedrigerer Steuersatz.
Die Besteuerung von Leibrenten kann zu einer Doppelbesteuerung führen. Denn das Einkommen, mit dem Sie die Versicherungsprämien zahlen, kann oft nicht abgezogen werden – weil der Steuerabzug durch Ihre obligatorischen Krankenkassenprämien ausgeschöpft ist.
Beachten Sie, dass der Steuerabzug für Beiträge zur Säule 3b auch für Zinsen aus Spareinlagen gilt. Dies bedeutet: Sofern der Steuerabzug nicht vollständig durch Ihre obligatorischen Krankenkassenbeiträge ausgeschöpft ist, können Sie den verbleibenden Abzug für die Zinsen aus Spareinlagen verwenden.
Ist eine Leibrente finanziell sinnvoll?
Es gibt nur sehr wenige Situationen, in denen die Zahlung einer Leibrente im Vergleich zu einem Entnahmeplan finanziell sinnvoll ist. Ein einfacher Entnahmeplan auf Basis eines Sparkontos bietet Ihnen viel mehr Flexibilität, da Sie selbst entscheiden können, wann und wie Sie sparen und wann und wie Sie Ihr Geld beziehen. Darüber hinaus ist ein Sparkonto einfach und transparent, und alle verbleibenden Ersparnisse gehen nach Ihrem Tod an Ihre Erben oder die von Ihnen bestimmten Begünstigten.
In einigen Fällen kann eine Leibrente ohne Rückgewähr aufgrund der garantierten lebenslangen Rente jedoch vorteilhaft sein, wie das folgende Beispiel zeigt.
Beispiel für eine Leibrente im Vergleich zu einem Entnahmeplan
Sie beziehen bei Ihrer Pensionierung 180'000 Franken aus der Säule 3a und legen diese auf einem Sparkonto mit einem durchschnittlichen Jahreszinssatz von 0.5 Prozent an. Mit 65 Jahren beginnen Sie, jährlich 7200 Franken oder monatlich 600 Franken von Ihrem Sparkonto abzuheben. Wie der Renten-Rechner zeigt, könnten Sie diesen Betrag 26 Jahre lang – bis zum Alter von 91 Jahren – abheben, ehe Ihre Ersparnisse aufgebraucht sind. Wenn Sie vor dem Aufbrauchen Ihrer Ersparnisse sterben, gehen die verbleibenden Ersparnisse an Ihre Erben und begünstigten Personen.
Sie könnten dieselben 180’000 Franken auch als Einmalprämie an eine Versicherung zahlen. Im Gegenzug würde Ihnen die Versicherung ab dem Alter von 65 Jahren eine Leibrente mit einem Umwandlungssatz von 4 Prozent auszahlen. In diesem Fall erhalten Sie bis zu Ihrem Tod 7200 Franken pro Jahr oder 600 Franken pro Monat. Das Geld wird für den Kauf der Versicherung verwendet und steht Ihren Erben daher nicht zur Verfügung. Im Gegenzug garantiert Ihnen die Versicherung jedoch die monatliche Rente von 600 Franken bis zu Ihrem Tod.
In diesem Beispiel wäre eine Leibrente im Vergleich zu einem Sparkonto nur dann vorteilhaft für Sie, wenn Sie älter als 91 Jahre werden.
Das Alter, das Sie erreichen müssen, bevor sich eine Leibrente im Vergleich zu einem Auszahlungsplan auf Basis eines Sparkontos auszahlt, hängt von den genauen Zinsen ab, die Sie auf Ihre Ersparnisse erhalten würden, sowie vom Umwandlungssatz für Ihre Leibrente.
Beachten Sie, dass das obige Beispiel keine Steuern berücksichtigt. Mögliche Vermögenssteuern auf Ersparnisse und Einkommenssteuern auf Leibrentenzahlungen variieren je nach Ihrer finanziellen Situation und Ihrem Wohnort.
Wenn Sie über einen sehr langen Zeitraum sparen oder lange von Ihrem Vermögen zehren möchten, lohnt es sich, einen Teil Ihrer Ersparnisse in ein diversifiziertes Portfolio (zum Beispiel in einen globalen Aktien-ETF) zu investieren. Diversifizierte Aktienportfolios haben in der Vergangenheit über lange Zeiträume (beispielsweise zehn Jahre oder mehr) höhere Renditen erzielt. Sie sollten jedoch wissen, dass Ihre Anlagen immer einem Verlustrisiko unterliegen.
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