Die Ferien rücken näher. In den Ferien ist das Smartphone auch im Ausland immer dabei – zum Surfen und Telefonieren. Telekom-Experte Ralf Beyeler vom Vergleichsdienst moneyland.ch hat sich die anstehende Feriensaison zum Anlass genommen, die aktuellen Roaming-Angebote der Mobilfunk-Anbieter in der Schweiz unter die Lupe zu nehmen.
Beim Roaming lauern weiterhin hohe Gebühren. Um böse Überraschungen zu vermeiden, sollten sich Reisende vorher über die Roaming-Angebote für ihr Reiseziel informieren. Oft sind Reise-eSIM- oder lokale Prepaid-SIM-Karten günstiger als das Roaming beim Schweizer Anbieter. Wer trotzdem mit seinem Abo surfen möchte, sollte die passenden Datenpakete am besten schon in der Schweiz kaufen, rät Ralf Beyeler. «Gedankenlos lossurfen kann schnell teuer werden – schlimmstenfalls droht eine Handyrechnung von mehreren hundert Franken.»
Für die nachfolgende Auswertung hat moneyland.ch die verschiedenen Mobilfunk-Anbieter in drei verschiedenen Vergleichen analysiert. moneyland.ch hat lediglich Roaming-Pakete und Roaming-Optionen berücksichtigt. Prepaid-Angebote wurden nicht berücksichtigt, da sie in der Schweiz nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.
Spusu gewinnt ersten Kostenvergleich
Der erste Vergleich beruht auf einem typischen Ferienprofil: vier Reisen innerhalb eines Jahres in EU-Länder, nämlich zwei Wochen Sommerferien, eine Woche Herbstferien sowie zwei viertägige Städtereisen. Insgesamt geht moneyland.ch für das Profil von 30 Minuten Telefongesprächen und 14 GB Daten aus. Jede Reise führt in ein anderes EU-Land.
Beim ersten Vergleich gibt es eine Überraschung: Als Sieger des ersten Vergleichs geht der Newcomer Spusu hervor. Beim österreichischen Anbieter, der erst seit etwas weniger als einem Jahr auch in der Schweiz aktiv ist, fallen für dieses Profil Kosten von 68 Franken an. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Swisscom (75.80 Franken) und die Sunrise-Marke Swype (87 Franken). Digital Republic verpasst mit 95 Franken knapp das Podest.
Zweit- und Drittmarken von Swisscom sind wesentlich teurer
Erwähnenswert: Die Swisscom-Zweitmarken M-Budget und Wingo (jeweils 124.70 Franken) sowie Coop Mobile (276.90 Franken) schneiden wesentlich schlechter ab als Swisscom selbst. Im Vergleich zu Swisscom ist Coop Mobile stolze 265 Prozent teurer.
Ein Blick auf die Sunrise-Marken zeigt: Während Swype vergleichsweise günstig ist, landen die weiteren Angebote von Sunrise unter den Marken Aldi Suisse Mobile mit 119.60 Franken sowie Lebara und Yallo mit je 160 Franken weiter hinten. Auch die Hauptmarke Sunrise (154.40 Franken) langt beim Roaming kräftig zu.
Bei Galaxus Mobile fallen Kosten von 140.70 Franken an, bei Teleboy 155 Franken, bei iWay 169 Franken und bei Quickline 186.70 Franken.
Swisscom setzt neu auf Länderpakete
Der grösste Schweizer Mobilfunk-Anbieter Swisscom setzt neuerdings stark auf Datenroaming-Pakete, die jeweils nur in einem einzelnen Land gültig sind. Diese wirken auf den ersten Blick günstiger als die bekannten Zonenpakete – etwa 5.90 Franken statt 9.90 Franken für ein 1-GB-Paket oder 20 GB für 39.90 Franken statt 59.90 Franken.
Wer allerdings – wie im Profil – in vier verschiedene Länder reist, muss auch für jedes Land eigene Länderpakete kaufen. Daraus ergeben sich Gesamtkosten von 85.20 Franken – fast 10 Franken mehr als bei einem Zonenpaket. Deutlich günstiger wären die Länderpakete nur dann, wenn alle Reisen im gleichen Land stattfinden würden: In diesem Fall lägen die Kosten bei nur 55.80 Franken.
Salt: Das Reiseziel entscheidet den Preis
Der Netzbetreiber Salt unterscheidet beim Datenroaming in der EU zwischen zwei Zonen. Je nach Reiseland ergeben sich dadurch grosse Preisunterschiede: Bei Salt liegen die Kosten zwischen 175.25 und 328.20 Franken. Auch die Zweit- und Drittmarken Gomo, Lidl Connect und Post Mobile haben diese Zoneneinteilung – je nach Anbieter und Reiseland variieren die Gesamtkosten dabei zwischen 152.80 und 337.80 Franken. Die genauen Kosten hängen bei Salt und Lidl Connect vom Reisezeitraum ab und können auch niedriger sein.
Was kostet reines Datenroaming in den EU-Ländern?
Im Vergleich zum Internet verlieren Telefonate immer mehr an Bedeutung. Aus diesem Grund hat moneyland.ch auch die Kosten für die reinen Datenpakete für die EU-Länder untersucht (siehe Tabelle 2).
Da die Schweizer Anbieter unterschiedliche Datenpakete anbieten, hat moneyland.ch den durchschnittlichen Preis pro GB berechnet – basierend auf 91 Datenmengen zwischen 1 und 10 GB. So wurde auch der Fall berücksichtigt, dass Kundinnen und Kunden grössere Pakete kaufen müssen, ohne das Datenvolumen ganz aufzubrauchen.
Wie beim ersten Vergleich geht auch beim zweiten Vergleich Spusu als klarer Sieger hervor. Dies, obwohl der Anbieter ausschliesslich einen Standardtarif anwendet und anders als die Konkurrenz keine Datenroaming-Pakete anbietet. Bei Spusu kostet ein GB 4 Franken. Mit durchschnittlich 7.70 Franken pro GB ist der zweitgünstigste Anbieter Digital Republic fast 93 Prozent teurer als Spusu. Auf dem dritten Platz ist Swisscom (mit den Zonenpaketen) mit durchschnittlich 8.41 Franken.
Deutlich teurer sind Sunrise mit durchschnittlich 10.64 Franken pro GB, Galaxus Mobile mit 10.99 Franken sowie M-Budget und Wingo mit je 11.16 Franken. Am teuersten ist Coop Mobile mit 20 Franken – das sind 400 Prozent mehr als bei Spusu.
Bei Anbietern mit unterschiedlichen Preisen für einzelne EU-Länder ergeben sich je nach Reiseziel mehrere Durchschnittswerte: Bei Salt, Lidl Connect und Post Mobile kostet ein GB im Schnitt 14.14 oder 20.95 Franken, bei Gomo 11.06 oder 22.15 Franken, bei Mucho Mobile zwischen 11.76 und 20.98 Franken.
Wer bietet ausserhalb der EU das günstigste Datenroaming an?
Wer ausserhalb der EU Ferien macht, muss mit besonders grossen Preisunterschieden rechnen. Aber auch in manchen EU-Ländern ist Vorsicht geboten: Bei Salt – inklusive Gomo, Lidl Connect und Post Mobile – gehört etwa Kroatien nicht zur günstigen Europa-Zone.
Wie beim Datenroaming in der EU hat moneyland.ch anhand von 91 Stichproben zwischen 1 und 10 GB die Kosten in 14 ausgewählten Ländern verglichen.
Welcher Anbieter am günstigsten ist, hängt vom Reiseland ab. Ohne Berücksichtigung der Länderpakete und des Karibik-Pakets von Swisscom ist Spusu in sieben Ländern am günstigsten, Sunrise in fünf, Galaxus Mobile und Swisscom je in einem. In Kroatien, Serbien, Thailand und den USA kostet das Datenroaming mit Spusu nur 4 Franken pro GB, in Kanada und der Türkei 7 Franken. Sunrise ist in Albanien, Bosnien und Herzegowina, im Kosovo, in Mazedonien und Tunesien mit durchschnittlich 12.17 Franken pro GB der günstigste Anbieter.
Ob sich ein Länderpaket lohnt, hängt stark vom Reiseziel und der Reiseroute ab. Swisscom-Kundinnen und -Kunden, die mit dem Auto, Bus oder Zug mehrere Nicht-EU-Länder – etwa auf dem Balkan – durchqueren, fahren mit einem Zonenpaket meist günstiger. Wer hingegen in ein einzelnes Land ausserhalb der EU reist – etwa auf dem Luftweg nach Albanien, Kanada oder Thailand – profitiert oft von einem günstigen Länderpaket. Wer in mehreren Ländern unterwegs ist, sollte die Preisstruktur genau prüfen: In solchen Fällen kann ein Zonenpaket insgesamt die bessere Wahl sein.
Swisscom bietet 1 GB Internet in allen untersuchten Ländern für weniger als 10 Franken
Unter Berücksichtigung der Länderpakete und des Karibik-Pakets schneidet Swisscom in den neun Ländern Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kanada, Kosovo, Kuba, Mazedonien, Montenegro, Tunesien und der Türkei mit je nach Land durchschnittlich 6.89 bis 8.05 Franken am günstigsten ab. In den fünf Ländern Kroatien, Serbien, Thailand, USA und Vietnam bleibt Spusu günstiger.
Auffällig ist, dass Swisscom als einziger Anbieter in allen EU-Ländern und allen untersuchten Reiseländern Datenroaming für durchschnittlich unter 10 Franken pro GB anbietet. Das teuerste Land bei Swisscom ist Kuba, wo ein GB 8.05 Franken kostet. Andere Anbieter verlangen für ihr jeweils teuerstes Land deutlich mehr – M-Budget und Wingo 57.07 Franken, Sunrise 144.34 Franken und Salt 411.58 Franken. Bei Spusu würde ein GB in Kuba theoretisch 1418 Franken kosten – in der Praxis greift jedoch vorher die Kostenlimite.
Der teuerste Anbieter ist bis zu 176-mal teurer als der günstigste Anbieter
Interessant sind auch die enormen Unterschiede zwischen günstigen und teuren Angeboten. In allen analysierten Ländern liegt der günstigste Anbieter bei unter 10 Franken pro GB. In einigen EU-Ländern wie Spanien und Italien verlangt der teuerste Anbieter rund 20 Franken – also fünfmal so viel wie der günstigste Anbieter mit 4 Franken. In Tunesien (7.51 bis 780 Franken) und Vietnam (7 bis 780 Franken) verrechnet der teuerste Provider mehr als 100-mal so viel wie der günstigste. Die grösste Spanne zeigt sich in Kuba: Dort reichen die Preise von 6.89 bis 1418 Franken – also 176-mal so viel wie beim günstigsten Anbieter.
Kaum Preissenkungen und Preiserhöhungen
Spannend ist auch ein Blick auf die jüngste Preisentwicklung. Im Vergleich zum Vorjahr – damals basierte das Profil auf 6 GB Daten und 120 Minuten Telefongesprächen – wurde das Roaming bei Swisscom 17.3 Prozent günstiger, bei Aldi Suisse Mobile 14.4 Prozent. Bei Gomo hat sich die neue Aufteilung der EU-Länder in zwei Zonen unterschiedlich ausgewirkt: Länder wie Spanien und Italien wurden bis zu 44.3 Prozent günstiger, andere wie Kroatien hingegen bis zu 73.4 Prozent teurer.
Auch im Vierjahresvergleich zeigt sich eine klare Entwicklung: Seit Sommer 2021 – als die meisten Schweizer Anbieter Roaming-Pakete mit zwölf Monaten Gültigkeit einführten – sind die Kosten für dasselbe Profil deutlich gesunken. Besonders stark war der Rückgang bei Swisscom (–35.8 Prozent), Sunrise (–32.8 Prozent) und Galaxus Mobile (–25.1 Prozent). Auch M-Budget und Wingo wurden je um 22.6 Prozent günstiger.
Bei Coop Mobile, Lebara, Swype, Quickline und Yallo haben sich die Kosten für das untersuchte Profil seit 2021 kein einziges Mal verändert – sie blieben über alle vier Jahre hinweg exakt gleich.
Tipps vom Experten
Telekom-Experte Ralf Beyeler hat für Kundinnen und Kunden folgende Tipps zum Thema Roaming:
- Kostenfalle beim Telefonieren: Beim mobilen Internetzugang sind extrem hohe Kosten heute selten – aber beim Telefonieren bestehen weiterhin Risiken. So kann ein einstündiger Anruf in einem EU-Land noch immer 180 Franken kosten. Mit der passenden Roaming-Option lässt sich viel Geld sparen.
- Handy-Abos mit Inklusiv-Roaming: Viele Schweizer Handy-Abos enthalten bereits Roaming-Leistungen – etwa eine bestimmte Datenmenge für das Surfen im Ausland. Doch gerade Angebote mit viel Inklusiv-Roaming sind für Ferienreisende oft deutlich zu teuer. Eine Übersicht bietet der Ratgeber zum Thema Handy-Abos mit Inklusiv-Roaming auf moneyland.ch.
- Jahrespakete berücksichtigen: Wer mehrmals im Jahr verreist, sollte sich über Jahrespakete informieren. Die meisten Schweizer Anbieter haben solche Angebote im Sortiment. Grosse Pakete mit zwölf Monaten Laufzeit sind pro GB oft günstiger als viele kleine. Wichtig: Kaufen Sie kein zu grosses Paket – ungenutzte Daten verfallen nach einem Jahr.
- Reise-eSIM als Alternative: Reise-eSIM-Karten sind in vielen Fällen günstiger als die Roamingtarife der Schweizer Anbieter – das zeigt auch die Studie von moneyland.ch. Voraussetzung ist ein Smartphone mit eSIM-Unterstützung. Bei iPhones ist diese vorhanden, bei Android nur bei vergleichsweise wenigen Geräten. Achten Sie auf die genauen Bedingungen und die Gültigkeitsdauer der jeweiligen eSIM.
Weitere Tipps rund ums Datenroaming und Telefonieren im Ausland finden Sie in den Ratgebern von moneyland.ch.
Weitere Informationen finden Sie in den separaten Tabellen.
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