Private Equity wird seit jeher mit sehr reichen Investorinnen und Investoren assoziiert. Kein Wunder: Die Anlageklasse war gewöhnlichen Privatpersonen aufgrund grosser Hürden kaum zugänglich. Doch inzwischen steht Private Equity auch Kleinanlegerinnen und Kleinanlegern offen – zumindest teilweise. In diesem Ratgeber fasst Ihnen moneyland.ch die wichtigsten Informationen zusammen.
Was ist Private Equity?
Private Equity bezeichnet eine Anlageklasse, bei der Anlegerinnen und Anleger Geld in Unternehmen ausserhalb der Börse investieren. Auf Deutsch wird Private Equity auch als «ausserbörsliches Eigenkapital» oder «privates Eigenkapital» bezeichnet, obschon der englische Begriff deutlich geläufiger und verbreiteter ist. Bei Private Equity kaufen Anlegerinnen und Anleger Anteile von Unternehmen, die nicht an der Börse kotiert sind.
Private Equity dient als Finanzierungsquelle für Unternehmen, die nicht über die Börse Kapital beschaffen können oder wollen. Es wird je nach Firma und Risikograd zwischen verschiedenen Formen von Private Equity unterschieden. Zu den wichtigsten Arten gehören:
- Venture Capital (Risikokapital): Sie investieren in Start-ups. Dies gilt als die riskanteste Form von Private Equity, da die Unternehmen noch unerprobt sind.
- Wachstumskapital: Sie investieren in reifere Unternehmen, die Investitionen tätigen möchten – beispielsweise für Produktionserweiterungen und die Erschliessung neuer Märkte.
- Buyout: Dabei ist die Übernahme der Mehrheit eines Unternehmens gemeint. Dies betrifft beispielsweise börsenkotierte Firmen, die nach dem Buyout von der Börse verschwinden.
Für wen ist Private Equity als Anlageklasse geeignet?
Private Equity richtet sich in aller Regel an professionelle, institutionelle oder sehr vermögende Investorinnen und Investoren. Dies liegt zum einen an den oft sehr hohen Anlagebeträgen und zum anderen an der Komplexität der Anlage, die für unerfahrene Anleger und Anlegerinnen schwierig nachzuvollziehen sein kann.
Können Privatanlegerinnen und Privatanleger in Private Equity investieren?
Lange Zeit stand Privat Equity gewöhnlichen Privatanlegerinnen und Privatanlegern gar nicht offen, zumindest nicht auf direktem Weg. Viele Banken, etwa die UBS und die Zürcher Kantonalbank (ZKB), bieten Private Equity weiterhin nur professionellen und institutionellen Anlegerinnen und Anlegern an. Doch inzwischen gibt es einige wenige Schweizer Anbieter, die auch Privatkundinnen und Privatkunden Private-Equity-Investments anbieten, vor allem über Private-Equity-Fonds.
Was sind die Vor- und Nachteile von Private-Equity-Fonds?
Mittels Private-Equity-Fonds investieren Sie in eine ganze Reihe von Unternehmen, die an keiner Börse kotiert sind. Solche Fonds haben verschiedene Vorteile:
- Diversifikation: Die Tatsache, dass solche Fonds in eine Vielzahl unterschiedlicher Firmen investieren, hat den positiven Nebeneffekt der Risikostreuung.
- Know-how: Es kann für unerfahrene Anlegerinnen und Anleger schwierig sein, sich mit Geschäftsmodellen, Potenzialen und Risiken verschiedener Firmen zu befassen. Bei Fonds überlassen Sie diese Analyse dem professionellen Fondsmanagement. Aber Achtung: Dies ist keine Garantie für eine gute Rendite.
- Niedrige Einstiegshürden: Sie können bereits mit geringen Beträgen in Private-Equity-Fonds investieren. Dies macht die Produkte auch für Kleinanlegerinnen und Kleinanleger zugänglich.
Nachteil der Fonds sind indes die laufenden Gebühren, die sich negativ auf Ihre Rendite auswirken. Diese Kosten können stark ins Gewicht fallen: Neben laufenden jährlichen Fondskosten fallen in der Regel auch Verwaltungsgebühren sowie je ein einmaliger Ausgabe- und Rücknahmeaufschlag an. Bei manchen Fonds müssen Sie – je nach Kursentwicklung – auch mit einer sogenannten Performance Fee rechnen.
Welche Private-Equity-Fonds gibt es?
Es gibt Schweizer Anbieter, die Private-Equity-Fonds ausdrücklich Privatanlegerinnen und -anlegern zugänglich machen (Stand: November 2024). Es handelt sich etwa um den Robo-Advisor Finpension und die Trading-Bank Swissquote.
Um bei Finpension in Private-Equity-Fonds zu investieren, müssen Sie den Anlagefokus «100% Private Markets» auswählen. Möchten Sie nur einen Teil Ihres Geldes in Private Equity anlegen, können Sie weitere Portfolios mit anderem Anlagefokus eröffnen. Eine Mischform von Private Equity und anderen Anlageklassen ist innerhalb eines Portfolios hingegen nicht möglich.
Tabelle 1: Private-Equity-Fonds und -Tracker-Zertifikate im Überblick
Fonds |
ISIN |
TER
pro Jahr |
Erhältlich bei Finpension |
Schroder GAIA II
Global Private Equity |
LU2098888584 |
3.04% |
The Partners Fund
SICAV I-N CHF Cap |
LU1912496749 |
2.67% |
Erhältlich bei Swissquote |
Stableton Unicorn Index AMC |
CH1234846777 |
2.18% |
Angaben gemäss Factsheets. Stand: 20.11.2024.
Beim bei Swissquote erhältlichen Stableton Unicorn Index AMC handelt es sich um ein Tracker-Zertifikat. Dieses folgt der Wertentwicklung des Morningstar PitchBook Unicorn Select 20 Index, der 20 mit Risikokapital finanzierte Firmen umfasst. Darunter befindet sich etwa das für den Chatbot Chat GPT bekannte KI-Unternehmen Open AI (Stand: November 2024).
Wichtig: Ein Tracker-Zertifikat ist lediglich eine Schuldverschreibung beim Emittenten. Eigentümer der Firmenanteile bleibt der Anbieter des Zertifikats. Das Kontrahentenrisiko ist in diesem Fall reduziert, da die Vermögenswerte durch eine sogenannte Protected-Cell-Struktur abgetrennt sind. Die Investments werden treuhänderisch separat verwaltet.
Gibt es ETF auf Private-Equity-Firmen?
Es gibt verschiedene Exchange Traded Funds (ETF), mit denen Sie in Private-Equity-Firmen investieren können. Dabei erfolgt Ihr Investment nur indirekt: Sie legen Ihr Geld in eine Vielzahl von Firmen an, die wiederum in nicht börsenkotierte Unternehmen investieren. Die ETF replizieren Indizes, in denen Private-Equity-Firmen enthalten sind.
Die jährlichen Produktgebühren (als TER ausgewiesen) sind geringer als bei den vorgenannten Private-Equity-Fonds. Andererseits sind die Kosten höher als jene vieler anderer ETF. Zum Vergleich: Die günstigsten ETF auf den Welt-Index MSCI World warten mit einer TER von 0.1 Prozent auf. Auf den Schweizer Leitindex SMI gibt es ETF ab einer TER von 0.2 Prozent.
Tabelle 2: Private-Equity-ETF im Überblick
ETF |
ISIN |
Fondsdomizil |
TER
pro Jahr |
Ertragsverwendung |
Replikation |
Xtrackers LPX MM Private Equity
Swap UCITS ETF 1C |
LU0322250712 |
Luxemburg |
0.70% |
thesaurierend |
synthetisch
(Swap-basiert) |
iShares Listed Private Equity
UCITS ETF USD (Dist) |
IE00B1TXHL60 |
Irland |
0.75% |
ausschüttend |
physisch |
Daten gemäss Anbietern und justetf.com. Stand: 20.11.2024.
Investitionen in ETF sind vergleichsweise einfach: Wenn Sie ETF kaufen möchten, benötigen Sie ein Wertschriftendepot bei einem Broker. Es lohnt sich, die Gebühren der verschiedenen Trading-Anbieter vorab zu vergleichen.
Welche Einzelaktien kann ich kaufen?
Sie können Ihr Geld auch über Einzelaktien in Unternehmen des Private-Equity-Sektors anlegen. Diese Firmen sind auf Investitionen in Private Equity spezialisiert. Beachten Sie dabei allerdings die im Vergleich zu den oben genannten ETF höheren Risiken. Wenn Sie nur in wenige Einzeltitel investieren, gehen Sie ein erhebliches Verlustrisiko ein.
Zu den bekanntesten und bedeutendsten Firmen des Private-Equity-Bereichs gehört auch die in Zürich ansässige Partners Group.
Tabelle 3: Die zehn Aktien mit dem grössten Anteil am Xtrackers LPX MM Private Equity Swap UCITS ETF 1C
Titel |
ISIN |
Land |
Blackstone |
US09260D1072 |
USA |
KKR & Co. |
US48251W1045 |
USA |
3i Group |
GB00B1YW4409 |
Vereinigtes Königreich |
EQT |
SE0012853455 |
Schweden |
Ares Management |
US03990B1017 |
USA |
Partners Group Holding |
CH0024608827 |
Schweiz |
Apollo Global Management |
US03769M1062 |
USA |
Ares Capital |
US04010L1035 |
USA |
Intermediate Capital Group |
GB00BYT1DJ19 |
Vereinigtes Königreich |
Eurazeo |
FR0000121121 |
Frankreich |
Daten gemäss Factsheet. Stand der Daten: 31.10.2024, Abrufdatum: 20.11.2024.
Gibt es weitere Anlagemöglichkeiten?
Es gibt alternative Wege, um Ihr Geld in Private Equity zu investieren. Eine Möglichkeit sind vor allem digitale Plattformen:
- Tokenisierung: Sie können über verschiedene Plattformen in tokenisierte Vermögenswerte investieren, beispielsweise in lokale Unternehmen. Ein Beispiel für eine solche Plattform sind die Schweizer Firmen Aktionariat und BX Digital. Bei der Tokenisierung wird ein Vermögenswert mithilfe der Blockchain-Technologie auf einen digitalen Token übertragen. Für Unternehmen stellt dies einen vergleichsweise einfachen Weg der Liquiditätsbeschaffung dar.
- Crowdinvesting: Das Prinzip von Crowdinvesting ähnelt jedem von Crowdfunding. Viele natürliche und juristische Personen investieren gemeinsam in Unternehmen. Dies ist in der Regel schon ab wenigen Franken möglich. Im Gegenzug erhalten Sie meist einen entsprechenden Anteil am Unternehmen oder eine Gewinnbeteiligung. Beispiele für Crowdinvesting-Plattformen sind Conda und Seedmatch.
- OTC-Handel: Manche Banken bieten den sogenannten Over-the-Counter-Handel (OTC-Handel) an. Ein Beispiel ist das Angebot OTC-X der Berner Kantonalbank. Dabei können Sie in Aktien von Unternehmen investieren, die nicht an der Börse kotiert sind. Es handelt sich häufig um kleinere, aber relativ etablierte Firmen.
Welche Risiken und Probleme gibt es?
Die Investition in Private Equity ist mit erheblichen Risiken verbunden. Die Gründe dafür sind vielfältig:
- Komplexes Investment: Private Equity gilt als komplexe Geldanlage, die mit viel Know-how verbunden ist. Investieren Sie nicht in Dinge, die Sie nicht verstehen. Getreu dieser Faustformel ist es also unbedingt ratsam, sich gründlich mit den Unternehmen auseinanderzusetzen, in die Sie zu investieren erwägen.
- Hohes Ausfallrisiko: Der Konkursfall eines Unternehmens, in das Sie investieren, ist nicht nur ein theoretisches Risiko. Vor allem Start-ups können scheitern. Seien Sie sich dieser Gefahr bewusst, ehe Sie allzu viel Geld auf eine Karte setzen. Sie können das Risiko mindern, indem Sie Ihre Private-Equity-Investition diversifizieren – etwa über Fonds oder ETF.
- Geringe Liquidität: Im Gegensatz zu börsengehandelten Anlagen kann es schwierig sein, Ihre Anteile im Bedarfsfall zu verkaufen. Auch Private-Equity-Fonds können den Verkauf von Fondsanteilen einschränken, sodass Sie möglicherweise nicht jederzeit über Ihr gesamtes Geld verfügen können. Deshalb ist es umso wichtiger, nur Geld einzusetzen, das Sie längerfristig entbehren können. Für ETF gilt dieses Risiko grundsätzlich nicht. Aber auch dabei sollten Sie nur Geld anlegen, auf das Sie verzichten können.
- Geringe Transparenz: Der Private-Equity-Markt unterliegt deutlich weniger strengen Transparenzvorschriften als börsengehandelte Anlageklassen. Es kann also schwieriger sein, das Unternehmen oder das Anlageprodukt im Vorfeld korrekt einzuschätzen – aus Mangel an nachvollziehbaren Informationen.
Wie gut rentiert Private Equity?
Da es sich bei Private Equity um ein weites Feld und um einen Sammelbegriff vieler verschiedener Anlagemöglichkeiten handelt, lässt sich diese Frage nicht pauschal beantworten. Welche Rendite Sie mit Private Equity erzielen lässt, hängt von den konkreten Unternehmen ab, in die Sie investieren.
Einen gewissen Anhaltspunkt bietet die Performance der Private-Equity-ETF, denen die Wertentwicklung der enthaltenen Unternehmen der Branche zugrunde liegt. Diese haben die Rendite des betrachteten ETF auf den MSCI World (blau markiert) über fünf und zehn Jahre deutlich übertroffen (siehe Tabelle 4).
Tabelle 4: Performance der Private-Equity-ETF im Vergleich
ETF |
5-Jahres-Performance
in CHF (2019-2024) |
10-Jahres-Performance
in CHF (2014-2024) |
Xtrackers LPX MM Private Equity Swap UCITS ETF 1C |
84.59% |
199.46% |
iShares Listed Private Equity UCITS ETF USD (Dist) |
72.77% |
190.42% |
UBS ETF (IE) MSCI World UCITS ETF (USD) A-dis |
56.93% |
136.30% |
Daten gemäss justetf.com. Performance in CHF und inklusive Dividenden. Stichtage für die Ermittlung der Performance: 19.11.2014, 19.11.2019 und 19.11.2024.
Wichtig: Die vergangene Performance ist kein Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Eine hohe Rendite in der Vergangenheit garantiert keinen Anlageerfolg in der Zukunft. Es sind zu jedem Zeitpunkt Verluste möglich.
Fazit: Sollte ich in Private Equity investieren?
Private Equity kann sich zur Diversifikation Ihrer Anlage eignen, sofern Sie sich eingehend mit den Unternehmen oder Anlageprodukten beschäftigt haben, in die Sie zu investieren planen. Beachten Sie aber das hohe Risiko. Sie sollten nur Geld investieren, auf das Sie über einen längeren Zeitraum verzichten können – oder dessen Verlust Sie problemlos verkraften können. Zudem sollten Sie die Kosten im Blick behalten, denn diese können erheblich sein.
Unerprobten Anlegerinnen und Anleger ist eine Investition in Private Equity in der Regel jedoch eher abzuraten. Dies ist der Komplexität der Anlage und den hohen Verlustrisiken geschuldet.
Wer nicht selbst in Unternehmen investieren will, kann alternativ auf Private-Equity-ETF setzen. Dabei investieren Sie in spezialisierte Unternehmen, die wiederum in zahlreiche ausserbörsliche Firmen investieren. Dies sorgt für eine erhöhte Diversifikation. Verluste sind aber auch mit ETF nie ausgeschlossen.
Hinweis: Der Artikel ist keine Anlageberatung und dient lediglich der Information. Angaben ohne Gewähr.
Weitere Informationen:
Broker-Vergleich Schweiz
Geld anlegen in der Schweiz
Diese Fehler sollten Sie beim Anlegen vermeiden
So investieren Sie in Gold
So investieren Sie in Diamanten