Exchange Traded Funds (ETF) stehen bei Privatanlegerinnen und Privatanlegern hoch im Kurs. Kein Wunder: Diese passiven börsengehandelten Fonds sind vergleichsweise günstig und ermöglichen schon mit geringen Anlagebeträgen eine hohe Diversifikation. Sie sind einfach über ein Wertschriftendepot bei einem Broker zu handeln.
Bei der riesigen Fülle an verschiedenen ETF kann es schwierig sein, den Überblick zu behalten. In diesem Ratgeber erklärt Ihnen moneyland.ch Schritt für Schritt, wie Sie den für Sie passenden ETF finden können.
1. Index oder Thema auswählen
ETF bilden üblicherweise einen Aktienindex oder einen bestimmten Themenbereich ab. Es gibt beispielsweise ETF auf den SMI, den SPI, den DAX oder den Nasdaq-100, aber auch ETF, die sich auf einzelne Branchen fokussieren. Auch in Edelmetalle wie Gold oder Silber und sogar Bitcoin lässt sich mittels ETF investieren.
Bevor Sie einen ETF auswählen können, müssen Sie also wissen, worin Sie investieren möchten. Die Wahl der richtigen Anlage hängt von Ihren Wünschen und Ihrer Risikoneigung ab.
2. TER vergleichen
Die Produktkosten eines ETF werden als Total Expense Ratio (TER) ausgewiesen. Die TER wird Ihnen als laufende Gebühr vom Fondsvermögen abgezogen. Haben Sie für ein Thema oder einen Index mehrere ETF zur Auswahl, sollten Sie die Fondskosten unbedingt vergleichen. Zwar sind ETF im Allgemeinen wesentlich günstiger als aktiv verwaltete Fonds, doch auch zwischen ETF bestehen erhebliche Kostenunterschiede.
Beachten Sie allerdings, dass nebst der TER noch weitere Kosten anfallen. Dazu zählen: Transaktionsgebühren (Courtagen) und Depotgebühren Ihrer Bank oder Ihres Brokers, Wechselkurskosten (zum Beispiel ETF in Fremdwährungen) sowie Steuern und Abgaben.
3. Fondsdomizil beachten
Im Factsheet, der Produktbeschreibung von ETF, wird in der Regel das Fondsdomizil angegeben. Damit ist das Land gemeint, in dem der Fonds seinen Sitz hat und dessen Gesetzgebung er unterliegt. Die Wahl des richtigen Fondsdomizils bringt Ihnen steuerliche Vorteile.
Dies betrifft in erster Linie Dividendenzahlungen: Länder behalten in der Regel eine Quellensteuer auf die ausgeschüttete Dividende ein. Ob Sie diese Steuer ganz oder zumindest teilweise erstattet bekommen, hängt von Ihrem Fondsdomizil ab.
- Investieren Sie in einen Schweizer ETF – also einen ETF, der in Schweizer Aktien investiert –, sollten Sie das Fondsdomizil Schweiz wählen. Nur so ist gewährleistet, dass Sie die bei Dividendenzahlungen anfallende Verrechnungssteuer in Höhe von 35 Prozent vollständig zurückfordern können.
- Bei europäischen ETF sollten Sie sich wegen Doppelbesteuerungsabkommen für das Fondsdomizil Irland oder Luxemburg entscheiden.
- Möchten Sie in einen ETF mit US-amerikanischen Aktien investieren, ist das Fondsdomizil Irland aufgrund eines Doppelbesteuerungsabkommens zwischen Irland und den USA am vorteilhaftesten für Schweizer Anlegerinnen und Anleger. Die Hälfte der 30-prozentigen US-Quellensteuer ist rückforderbar.
4. Physisch replizierende Fonds wählen
Die Replikationsmethode beschreibt, wie der ETF das Thema oder den zugrunde liegenden Aktienindex abbildet. Es gibt verschiedene Arten der Replikation:
- Physische Replikation: Bei einem physisch replizierenden ETF kauft der Fondsbetreiber die enthaltenen Werte, in den meisten Fällen Aktien, tatsächlich – und hält sie also physisch.
- Sampling: Der Fondsbetreiber hält nur einen Teil der Werte physisch. Ausgeklammert werden häufig kleinere, illiquide Titel.
- Synthetische Replikation: Der Fondsbetreiber stellt die Replikation über Tauschgeschäfte, sogenannte Swaps, sicher. In diesem Fall ist eine Drittpartei beteiligt, die gegen eine Gebühr die Wertentwicklung des Indizes liefert. Die Fondsgesellschaft hinterlegt im Gegenzug ein Sicherheiten-Portfolio, meist bestehend aus gut handelbaren Aktien oder Anleihen.
Sampling und die synthetische Replikationsmethode kommen vor allem bei illiquiden Werten und Indizes mit besonders vielen Einzelwerten, zum Beispiel bei Welt-Indizes, zum Einsatz. Dies senkt die Kosten der Fondsbetreiber – was sich für Anlegerinnen und Anlegern in der Regel in einer niedrigeren TER niederschlägt.
Wenn Sie aber die Wahl zwischen physisch oder synthetisch replizierenden ETF mit ähnlichen Kosten haben, sollten Sie sich im Zweifel für einen physisch replizierenden ETF entscheiden. Dabei ist Ihr Geld tatsächlich in den enthaltenen Fondswerten angelegt und im Konkursfall der Fondsgesellschaft besser geschützt.
Den richtigen Broker auswählen
Viele Ihrer Kosten hängen nicht nur von Ihrem ETF selbst ab, sondern auch von der Wahl des Anbieters, über den Sie in ETF investieren. Die Depot- und Transaktionsgebühren variieren erheblich zwischen den einzelnen Anbietern. Der Broker-Vergleich von moneyland.ch verschafft Ihnen einen Überblick über die Konditionen der Schweizer Anbieter. Die einzelnen Anbieter unterscheiden sich aber nicht nur durch ihre Gebühren, sondern auch durch den Umfang ihres ETF-Angebots. Tipp: Wenn Sie schon wissen, in welche ETF Sie investieren möchten, machen Sie die Wahl des richtigen Brokers auch davon abhängig, ob er Ihre gewünschten ETF im Angebot hat.
5. Währungsabsicherung: ja oder nein?
Bei Wertschriften in Fremdwährungen ergibt sich für Schweizer Anlegerinnen und Anleger ein Währungsrisiko. Dieses Risiko kommt dann zustande, wenn die Fondswerte, also beispielsweise die in einem ETF enthaltenen Aktien, in einer anderen Währung notieren.
Um das Wechselkursrisiko zu minimieren, wird für viele ETF eine währungsgesicherte Version angeboten. Sie können sie meist durch das Wort «Hedged» im Namen erkennen. Die Gebühren währungsgesicherter ETF fallen in der Regel aber deutlich höher aus. Deshalb ist davon häufig abzuraten. Wer das Währungsrisiko aber nicht selbst tragen will, sollte einen währungsgesicherten ETF in Betracht ziehen.
6. Die richtige Börse auswählen
Viele Banken und Broker bieten den gleichen ETF über unterschiedliche Börsen zum Kauf an. Die Courtagen können bei den Schweizer Brokern von Börse zu Börse variieren. Der Börsenplatz ist nicht zu verwechseln mit dem Fondsdomizil (siehe Punkt 3).
Sie sollten sich deshalb für die Börse entscheiden, für die Sie bei Ihrer Bank die geringsten Gebühren bezahlen. Die je nach Trading-Bank und Börse zusätzlich verrechneten Börsengebühren sind zumindest bei Hauptbörsen in der Regel vernachlässigbar gering.
Weitere Informationen zum Thema Steuern, Gebühren und Abgaben beim Kauf von ETF und Aktien finden Sie im Ratgeber über Börsengebühren und staatliche Abgaben.
7. Ausschüttend oder thesaurierend?
Viele ETF werden in zwei Varianten angeboten: ausschüttend oder thesaurierend. Für welche der beiden Varianten Sie sich entscheiden sollten, kommt auf Ihre Anlageziele an. Bei thesaurierenden ETF werden ausgeschüttete Dividenden direkt in den Fonds reinvestiert. Diese Variante sollten Sie vorziehen, wenn Sie an einem langfristigen Kapitalwachstum interessiert sind und keine Dividendenausschüttungen benötigen.
Anders verhält es sich, wenn Sie Ausschüttungen des Fonds verwenden wollen, um einen Teil Ihres Lebensunterhalts zu bestreiten. Dann sind ausschüttende ETF in der Regel die bessere Wahl. In diesem Fall erhalten Sie Dividenden Ihrem Konto gutgeschrieben.
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